Bayern München schießt Eigentor in Teheran

Vorm Spiel gegen Persepolis Teheran versucht Bayern-Manager Hoeneß vergeblich, Sport und Politik zu trennen

Die Bayern-Spieler halten sich vorsichtshalber mit politischen Kommentaren zurück

MÜNCHEN/BERLIN taz/dpa/rtr Der Zeitpunkt ist denkbar ungünstig gewählt: Mitten im eskalierenden Konflikt um das iranische Atomprogramm absolviert der FC Bayern München heute ein Freundschaftsspiel bei Persepolis Teheran. Gefährden könnte die Partie nur noch der heftige Schneefall in der iranischen Hauptstadt, denn Bayern-Manager Uli Hoeneß ignoriert demonstrativ, dass in diesem Fußballspiel schon vor Anpfiff ein Eigentor gefallen ist. „Wir spielen für das iranische Volk, nicht für das Regime“, sagte Hoeneß im Trainingslager in Dubai.

Diese strenge Trennung von Politik und Sport teilen die Gastgeber jedoch nicht. Die Reise der Bayern zeige, „dass es keine politischen Bedenken gegen Iran gibt“, sagte der Vorstandschef von Persepolis, Mohammad-Hassan Ansarifad, im iranischen Fernsehen. Rund 250.000 Euro lässt sich sein Verein dieses Signal kosten. Woher Persepolis so viel Geld hat, ist unklar, denn der Exklub von Bayerns Mittelfeldspieler Ali Karimi bezahlt seine Kicker schon seit Monaten nicht mehr. Gerüchten zufolge half die Regierung aus.

Bayern München ist der erste deutsche Export, der unter dem gespannten Verhältnis zu Iran leidet. Sollte der Konflikt weiter eskalieren und der UN-Sicherheitsrat Wirtschaftssanktionen verhängen, wäre Deutschland davon als wichtigster Importpartner stark betroffen. Die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen haben sich in den vergangenen Jahren sprunghaft entwickelt. Deutsche Firmen exportierten 2005 für fast 5 Milliarden Euro in den Iran, 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

„Es gebe jetzt „keinen anderen Ausweg“, als eine Sondersitzung der internationalen Atom-Organisation einzuberufen und den UN-Sicherheitsrat einzuschalten, sagte der britische Außenminister Jack Straw. Die Europäer und die USA seien Teheran bei den Verhandlungen weit entgegen gekommen. Laut dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana unterstützen alle EU-Regierungen diese Haltung.

Die Bayern-Spieler halten sich vorsichtshalber mit politischen Kommentaren zurück, äußern dafür sportliche Vorfreude. „Ich spiele lieber vor 100.000 Zuschauern ein Freundschaftsspiel als vor 2.000“, sagte Oliver Kahn angesichts beeindruckender Zuschauerprognosen. DAVID DENK