Die drei von der Baustelle

Im Ottenser Werkhof haben sich Handwerkermeister zu einer Werkstattgemeinschaft zusammengeschlossen. Der Heizungs- und Sanitärbetrieb setzt auf ressourcenschonende Technik

von Alexander Linden

Mit rasantem Tempo kommt Raimund Borkowski auf den Hof gefahren. Springt aus seinem Kleintransporter und geht schnellen Schrittes zu einer blauen Eingangstür. B, B, G. Werkstattgemeinschaft GmbH steht dort etwas kryptisch geschrieben – eine kleine, weißemaillierte Badewanne, die links oben hängt, verweist auf das sanitäre Metier.

Inmitten von anderen kleinen Einrichtungen wie einem Fahrradladen oder einer überbetrieblichen Ausbildungsstätte haben sich im Ottenser Werkhof drei Handwerkermeister vor knapp zehn Jahren zu dieser Werkstattgemeinschaft zusammengeschlossen. Die beiden Bs, der 53-jährige Borkowski und sein 51-jähriger Mitstreiter Thomas Buls, waren auch vorher schon ein Team, 1996 wurde mit dem heute 39-jährigen Christian Gisa die neue GmbH gegründet. Seither werken die drei Heizungs- und Sanitärtechniker Hand in Hand und haben sich auf ressourcenschonende Technik spezialisiert.

„Vom Kundenstamm des anderen profitieren“

Die Vorteile einer solchen gleichberechtigten Arbeitsgemeinschaft liegen für Borkowski auf der Hand. Zum einen würde man „so nicht als Einzelkämpfer im Handwerk verkommen“ und könne vom gegenseitigen Kundenstamm profitieren. Zum anderen müsse man sich nicht auf Fremde verlassen oder Verluste einfahren, wenn einer krank oder im Urlaub sei. Dass das Konzept funktioniert, belegt die Kundenzahl. Über 4.000 hat die B, B, G. über die Jahre betreut, viele Stammkunden, „Millionäre ebenso wie Hartz-IV-Empfänger“. Entsprechend abwechsungsreich, erzählt Borkowski, sind die Aufträge: Manchmal müsse nur ein Wasserhahnoberteil ausgewechselt, manchmal auch ein Luxusbad mit Whirlpool eingebaut werden.

Jeden Morgen um 7 Uhr treffen sich die drei Meister zur täglichen Lagebesprechung in ihrem kleinen, gemütlichen Aufenthaltsraum hinter der Werkstatt; klönen bei der obligaten Morgenzigarette – „zum Kaffee brauch‘ ich Nikotin“ – über Politik oder die Familie. Ab 8 Uhr geht jeder seinen Aufträgen nach. Zur Gemeinschaft gehört im weiteren Sinne auch noch Heizungsbaumeister Rainer Promann (47), der zwar nicht Gesellschafter der GmbH ist, aber mit dieser kooperiert.

Alle vier können sich in fast jedem Bereich gegenseitig vertreten, bis auf eine Ausnahme: Thomas Buls ist auch noch Dachdeckermeister, „das können wir anderen nicht, aber manchmal werden wir dazubeordert, um auszuhelfen“. Einmal in der Woche kommt eine Sekretärin für die Buchhaltung, und auch ein Lehrling packt mit an. „Wir würden gern noch einen Auszubildenden nehmen, aber dafür sind wir doch zu wenige, der soll ja auch anständig lernen“, sagt Borkowski.

Innerhalb der Gesellschaft arbeitet trotz der Synergien zunächst jeder für sich. Von der Akquise bis zur Rechnungstellung liegt alles in einer Hand. „Wer das Angebot macht beim Kunden, der führt die Arbeit auch aus“, fasst der Meister zusammen. „Aber am Ende wird alles geteilt, die Gewinne genauso wie die Verluste – ist ja auch klar irgendwie.“

„Wir wollen nicht, dass gepfuscht wird“

Großen Wert legen die drei von der Werkstatt auf gründliche und solide Ausführung: „Wir wollen nicht, dass die Arbeit entfremdet wird, also dass gepfuscht wird“, sagt Borkowski. Da habe das Handwerk ja nicht immer einen guten Ruf. „Die Kunden zahlen einen Stundenlohn, also soll die Stundenzahl so gering wie möglich ausfallen; hinzu kommt der Personalmangel. Manche fangen dann eben an zu schlampen.“ Dabei ginge es zumindest seiner Branche gar nicht so schlecht: „Wir Sanitär- und Heizungstechniker stöhnen auf hohem Niveau, aber das darf man ja eigentlich nicht sagen. Sonst denken die Kunden, der hat ja nie Zeit.“

Zeit ist bei der B,B,G. schon aus beratungstechnischen Gesichtspunkten von vornherein einkalkuliert. Als umweltfreundlicher Sanitärbetrieb empfiehlt die Werkstattgemeinschaft vor allem Solaranlagen zur Strom- und Warmwassergewinnung, Holz-Pellet-Heizsysteme oder Anlagen zur Aufbereitung von Regenwasser. Um den Kunden eine solche Umrüstung schmackhaft zu machen, sei häufig einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten.

Doch nach und nach würden die Preise sinken, meint Raimund Borkowski und lächelt: „Die Ressourcen werden knapper und darum immer teurer. Wir leben ja im Kapitalismus.“