Koschnick für Reform des Wahlrechts

Bremens Alt-Bürgermeister Hans Koschnick befürwortet die von CDU und SPD abgelehnte Wahlrechtsreform

Bremen taz ■ Am kommenden Dienstag lädt die „Bremer Initiative Aktive Bürgerstadt“ zur Diskussion um das Wahlrecht. Die große Koalition will das Thema still beerdigen, die „Initiative Mehr Demokratie“ droht mit einer Kampagne für einen Volksentscheid. Und hat einen prominenten Unterstützer gefunden: Alt-Bürgermeister Hans Koschnick (76) hat den Aufruf der Initiative unterschrieben. Wir fragten ihn, was ihn dazu treibt.

taz: Sie sind für Mehr Demokratie in Bremen?Hans Koschnick: Unbedingt. Wenn es eine Chance gibt, etwas mehr Persönlichkeitseffekte bei den Wahlen in die Politik zu bekommen, dann bin ich dafür. Um die Kandidaten mehr dazu zu bewegen, sich um die Menschen zu bemühen. Es würde ein Teil des Apparathaften im Auswahlverfahren wegfallen, und mehr Engagement der Kandidatinnen und Kandidaten würde sichtbar.

Das nennt man ja in Baden-Württemberg Kumulieren und Panaschieren. Wenn auf der Parteiversammlung dreihundert Delegierte abstimmen, kommt man mit 151 Stimmen auf einen guten Listenplatz und bisher sitzt man damit im Parlament. Da kann es nicht schaden, wenn die Kandidaten vor Ort zeigen müssen, wo sie zu Hause sind. Das kriegen Sie hin, wenn die Bekanntheit der Menschen vor Ort wichtiger ist als die Frage, wie kann ich auf der nächsten Delegiertenversammlung die Stimmen bekommen.

Ihre Partei, die SPD, will nicht mehr mitmachen bei der Wahlrechtsreform.

Das soll vorkommen, dass ich anderer Meinung bin als meine Partei. Und ist kein Grund zu weinen. Aber beachten Sie doch, wer gefragt worden ist zu dem Thema. Das ist doch auch nur ein kleiner Kreis. Es geht mir ganz konkret um das Engagement. Die Leute sollen nicht zu uns kommen, wir müssen zu den Leuten gehen. Und es wäre auch für das Bewusstsein über die Frage gut, warum wir als Bremen selbständig bleiben müssen, wenn die Politiker näher bei den Leuten wären. Fragen: kawe

17.1., 20 Uhr, Arbeitnehmerkammer