unterm strich
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Deutschland, es geht bergab! Sagt zumindest Peter Zadek, und der muss es wissen, für ihn läuft es ja auch seit geraumer Zeit nicht mehr ganz so, wie es sollte. Da kann man schon mal schlechte Laune bekommen und dem Tagesspiegel ein Interview geben. Also: Die „einmal weltberühmte“ Berliner Schaubühne am Lehniner Platz ist nach Zadeks Ansicht zum „Berliner Kindergarten“ geworden. Das Deutsche Theater in Berlin, das heute von Bernd Wilms geleitet wird? „Der klägliche Ersatz für das früher vielgemischte, aber spannende Schiller Theater“. Das „Konzepttheater“ von Frank Castorf an der Volksbühne? Immerhin: „Blüht bei immer weniger Publikum.“ Aber: „Jetzt sind wir so weit, dass die einzigen echten Boulevardtheater in Deutschland, das Theater am Kurfürstendamm und die Komödie, von den Managern geschlossen werden.“ Siehe Artikel oben. Alles dunkel also.

Und warum? Der „Tod der Berliner Kultur“ habe mit der Schließung des Schiller Theaters 1993 als Staatliche Schauspielbühne angefangen. „Es war das National Theatre von Deutschland, und es war natürlich auch manchmal schlecht.“ Die Siebziger waren für Zadek in Deutschland ein „einmaliger Höhepunkt“ beim Theater – wie sollte es auch anders sein, das war seine große Zeit am Schauspielhaus Bochum. „Aber ab den Achtzigerjahren ersetzte auch in Deutschland Geldgier die Kultur. Am sichtbarsten kann man es heute in Berlin erkennen. Diese Krankheit wird sich wie eine Grippe über ganz Deutschland ausbreiten.“ Ach ja. Sorry, aber es gibt im Kulturbetrieb kaum Schlimmeres als die großen alten Männer und ihre großen Zeiten, als Kunst und Kultur noch nicht kommerzialisiert waren, als es noch um was ging, man das Gefühl hatte, am Puls der Zeit zu sein. Ist doch wahr.