und noch ’n krimi
: Blutdiamanten

„Tatort“ (So., 20.15 Uhr, ARD)

Regelmäßig muss der Kölner Tatort die ganz schweren gesellschaftspolitischen Themen stemmen. Bemerkenswert, dass dabei selten das Krimi-Erzählgerüst wankt. Nach der Verstrickung der deutschen Industrie im Landminengeschäft geht es diesmal um Diamanten aus Afrikas Krisengebieten, an denen hiesige Geschäftsleute verdienen.

Zur Eröffnung eines Juweliers stürmt ein Trupp paramilitärisch gekleideter Gestalten den Laden – verkleidete Mitglieder der Politgruppe „Underworld“. Irgendjemand hält das Agitprop-Spektakel wohl für einen echten Überfall, einer der Aktivisten wird erschossen. Schenk (Dietmar Bär) und Ballauf (Klaus J. Behrendt) nehmen die „Underworld“-Leute erst mal in Gewahrsam. Und die fluchen derart moderat und begehren so höflich auf, wie sich das der mittel-alte „Tatort“-Zuschauer und SPD-Stammwähler von Attac-Sympathisanten vorstellen mag. Irgendwie können sich aber auch die Kommissare – zur Freude mittelalter „Tatort“-Zuschauer und SPD-Stammwähler – mit solch noblen Zielen identifizieren: Schenk verweist mit postrevolutionärer Genugtuung auf seine Teilnahme bei Nato-Doppelbeschluss-Demos.

Regisseur Martin Eigler, der auch bei „Solo für Schwarz“ bewiesen hat, wie man gesellschaftspolitische Brisanz im guten Thriller integrieren kann, lässt die jungen Aktivisten im Laufe der Handlung an Tiefe gewinnen. Bald sind sie mehr als nur freundliche Attac-Pappkameraden – freilich zu dem Preis, dass die Trennlinie zwischen Gut und Böse zeitweilig verschwimmt. Und das muss so sein, ein Krimi ist eben kein Infostand. CBU