Beliebte Feministin in Finnland vorn

Die bisherige Staatspräsidentin Tarja Halonen hat bei den Wahlen gute Aussichten auf eine zweite Amtszeit

STOCKHOLM taz ■ Zwischen zwei Frauen und sechs Männern haben die FinnInnen an diesem Sonntag die Wahl. Laut Umfragen wird Präsidentin Tarja Halonen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Einziges Unsicherheitsmoment: Weil vorab alles so eindeutig scheint, könnten nicht genug ihrer AnhängerInnen wählen gehen. So könnte das erforderliche Quorum von über 50 Prozent der Stimmen verfehlt werden und erst eine Stichwahl in zwei Wochen entscheiden.

Für Spannung sorgte nur die Frage, wer hinter der Sozialdemokratin Zweiter wird und sich damit nicht nur für einen möglichen zweiten Wahlgang, sondern für 2012 positioniert, wenn Halonen nicht mehr antreten darf. Und da lieferten sich die beiden Kandidaten aus dem konservativen Lager ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Sauli Niinistö von der oppositionellen Nationalen Sammlungspartei scheint leicht vorn zu liegen. Der Exfinanzminister profilierte sich mit seiner Forderung, dass Finnland sich Gedanken über einen Nato-Beitritt machen solle.

Ansonsten wollten die KandidatInnen vor allem durch Persönlichkeit überzeugen. Niinistös Rivale um die Silbermedaille und jetzige Ministerpräsident einer breiten Regenbogenkoalition, Matti Vanhanen, wird mangels personeller Alternative von seiner Zentrumspartei ins Rennen geschickt. Die rechten Parteien konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Halonen-Herausforderer einigen.

Der auf weltmännisch-elegant machende Niinistö, der eher farblos-seriös daherkommt, punktet vor allem bei den 45- bis 64-Jährigen, während die rothaarige Halonen, die mit 62 Jahren älteste KandidatIn ist, Jüngere und Frauen anspricht. Die hatten ihr schon 2000 als erster Frau ins höchste Staatsamt geholfen. Mit Zustimmungsraten von zeitweise 95 Prozent wurde sie zur populärsten AmtsinhaberIn aller Zeiten. Sie profilierte sich mit Themen, die sonst nicht auf breite Zustimmung stoßen. So gilt sie als Feministin, sprach sich für die Zulassung homosexueller Ehen aus, begrüßte die Zuwanderung von AusländerInnen und Flüchtlingen und trat auch noch aus der Kirche aus.

Auch als Präsidentin blieb sie ein „normaler“ Mensch, den man beim Einkauf in Helsinkis Kaufhaus Stockmann treffen kann. An einem Tag vertritt sie ihr Land beim EU-Gipfel, und am nächsten führt sie vor der Presse ihr Hörgerät vor. Als Landesmutter hält sie bei aller Verbindlichkeit und Zurückhaltung die Fäden in der Hand und spielt, wenn nötig, knallhart ihre Macht aus. Viel innenpolitische Macht hat sie nach einer Verfassungsreform, die ein parlamentarisches System festschreibt, nicht mehr. Lediglich die Außenpolitik teilt sie sich noch mit der Regierung, spielt dabei aber eher eine repräsentative Rolle. REINHARD WOLFF