Umstellung geglückt

Die Kölner Haie siegen auch im neuen Jahr. Härtere Schiedsrichterlinie beeinflusst Spielweise kaum

KÖLN taz ■ Es ist eine hübsche Gewohnheit geworden im noch jungen Jahr 2006: Nach ihren Heimspielen drehen die Eishockey-Profis der Kölner Haie Ehrenrunden auf dem Eis der Köln-arena. Das Publikum ist regelmäßig hin und weg: Es gibt Applaus, Begeisterung und kölsche Lieder. Was für ein Glück. Alle vier Heimspiele im neuen Jahr haben die Haie gewonnen, dabei pro Partie mindestens sechs Tore geschossen. Und Spielzüge haben sie aufs Eis gezaubert, die das Publikum immer wieder zu Szenenapplaus animierten. Vor ihrem gestrigen Auswärtsspiel in Iserlohn (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) lagen die Kölner auf Rang zwei der Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), mit einem Sieg im Sauerland bei gleichzeitiger Niederlage von Tabellenführer ERC Iserlohn konnte der KEC sogar die Spitze übernehmen.

Haie-Trainer Hans Zach muss sich derzeit einiges anhören. Der ehemalige deutsche Auswahl-Coach ist Experte ist für Tiefstapelei, zu viel Lob für seine Mannschaften war ihm noch nie geheuer. Und jetzt das: „Die Kölner Haie sind ein Topfavorit auf die Deutsche Meisterschaft, sie sind sogar ein ganz heißer Anwärter auf den Titel“, sagte der Duisburger Kollege Didi Hegen in der vergangenen Woche – mit 9:1 hatten Zachs Haie den Aufsteiger zuvor vom Eis geschickt. Zach schränkte Hegens Lob umgehend ein: „Wenn wir im entscheidenden Moment, also in den Playoffs, alle Mann an Bord haben, dann gehören wir zu den Favoriten. Neben Düsseldorf, Ingolstadt und Berlin. Das sind die stärksten Mannschaften der Liga.“

Man kann die Zurückhaltung des Trainers verstehen. Zach ist ein gebranntes Kind. Auch in den vergangenen beiden Jahren spielten seine Haie ordentliche Vorrunden, versagten aber jeweils in der ersten Playoff-Runde. Ihnen fehlte Glück. Sowohl 2004, beim Aus gegen Frankfurt, als auch 2005 bei der Pleite gegen Ingolstadt, klagte Zach über „die vielen Verletzen“.

Im Moment sind die Haie komplett. Doch allein ist nicht der Grund für ihren rasanten Aufschwung. Die Kölner profitieren von der neuen „Null-Toleranz“ der DEL-Schiedsrichter. Seit dem 1. Januar sind die Referees angehalten, kleine Fouls wie Haken, Halten und Behinderung konsequent mit Zwei-Minuten-Strafen zu belegen. Das Spiel soll dadurch schneller und attraktiver werden. In der nordamerikanischen Profiliga NHL wird seit Saisonbeginn gepfiffen – und dort trat der gewünschte Effekt bereits ein. Auch beim Olympischen Eishockey-Turnier in Turin (10. bis 26. Februar), an dem die deutsche Mannschaft teilnimmt, gilt: „Null Toleranz“.

Zachs Team kam – im Gegensatz zu vielen DEL-Konkurreten – auf Anhieb perfekt mit der neuen Schiedsrichter-Linie klar: „Man braucht läuferisch gute Spieler und gutes Stellungsspiel“, sagt Zach. Technisch starke Spieler wie die KEC-Stürmer wie Ivan Ciernik oder Jean-Yves Roy sind entsprechend begeistert vom neuen Spiel. Und auch der schnelle Kölner Nationalspieler Sebastian Furchner spielt, jetzt, wo er nicht mehr dauernd festgehalten werden darf, wie entfesselt auf. „Für mich ist das natürlich ideal“, sagt der 23-Jährige. Dank guter Vorbereitung im Training hatten selbst die eher groben Haie-Verteidiger Andreas Renz und Paul Traynor – zum allgemeinen Erstaunen – keine Probleme mit der Umstellung. Zach meint: „Sie sind schnell und kräftig. Das passt schon, sie kommen damit gut zurecht.“

So werden die Haie von allen Seiten mit Lob überschüttet: „Köln hat die stärkste Mannschaft der Liga“, stellte Kassels Trainer Stéphane Richer am Freitagabend nach der 4:6-Niederlage seiner Huskies in der Kölnanrena fest. Hans Zach legte die Stirn in Falten.

CHRISTIANE MITATSELIS