Der Realo

Arndt Klocke tritt auf dem Essener Parteitag der NRW-Grünen als einziger Mann für das Amt des Landeschefs an

Er ist 34, bekennt sich offen zu seiner Homosexualität und will im Februar einer der neuen Chefs der nordrhein-westfälischen Grünen werden: Am 11. Februar kandidiert Arndt Klocke als wahrscheinlich einziger Mann für den Job als Landesvorsitzender. Weitere Kandidaten wären eine Überraschung: Bisher haben nur die Dortmunderin Daniela Schneckenburger und Reinhild Hugenroth aus Mülheim erklärt, gegen den Kölner Klocke antreten zu wollen.

Aufgewachsen im ostwestfälischen Vlotho, lebt Klocke seit Ende der Neunziger am Rhein, zuvor hatte er Politikwissenschaften in Münster studiert. In Köln arbeitete er im Wahlkreisbüro von Kerstin Müller, bis zum Ende von Rot-Grün im Bund Staatsministerin im Auswärtigen Amt. 2001 folgte der Wechsel ins Büro des zweiten Kölner Bundestagsabgeordneten der Grünen, Volker Beck. Dem linken Parteiflügel gehört Klocke aber nicht an: „Ich wehre mich nicht gegen den Begriff Realo“, sagt er – seine Konkurrentin Schneckenburger versteht sich als links, Hugenroth verortet sich jenseits der Flügel.

Das Lagerdenken der Grünen habe an Wichtigkeit verloren, sagt auch Klocke: „Als ich vor zehn Jahren mit einem Praktikum bei der Landtagsfraktion einstieg, waren die Flügel noch viel stärker.“ Nach Jahren als Beisitzer im Landesvorstand habe er „Lust, die Grünen als Opposition nach vorn zu bringen“. Die Partei brauche ein „besseres Ergebnis“ als bei der Landtagswahl 2005, als die Grünen nur 6,2 Prozent der Wähler überzeugen konnten.

Gerade die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik hätte „pointierter vorgetragen“ werden müssen, sagt der Kölner rückblickend: „Wir haben uns zu sehr auf das Thema ‚Umwelt schafft Arbeit‘ konzentriert. Der ganze Strauß unserer Ideen zur Arbeitsmarktpolitik, etwa Fortbildungen gerade für gering Qualifizierte, den haben wir nicht aufgemacht.“ Dennoch seien die Grünen nicht auf die Rolle einer konstruktiven Opposition zwischen FDP und Linkspartei beschränkt. „Die Linkspartei ist landespolitisch nicht ernst zu nehmen.“ Und die Einbindung der SPD in die große Koalition in Berlin stärke die Grünen ebenfalls: „Wir sind die einzige wirkliche Opposition.“

Doch Klocke bleibt vorsichtig – als Landeschef sieht er sich noch nicht. „Es kann sein, dass die unterlegene Kandidatin auch gegen mich antritt.“ Feiern wird Klocke am Abend des Parteitags aber in jeden Fall: Am 11. Februar wird er 35. ANDREAS WYPUTTA