Grüne wollen Pädophilie aufarbeiten

AUFTRAG Welchen Einfluss hatten Interessengruppen von Pädophilen in den 1980er Jahren auf die Partei? Der Bundesvorstand will nun einen unabhängigen Parteienforscher mit der Untersuchung beauftragen

BERLIN afp | Die Grünen lassen den Einfluss von Pädophilen-Gruppen auf ihre Partei in den 1980er Jahren wissenschaftlich untersuchen. Der grüne Bundesvorstand beschloss nach Angaben von Fraktionschef Jürgen Trittin am Montag, einen unabhängigen Parteienforscher erarbeiten zu lassen, wie lange und in welchem Umfang solche Gruppierungen zur damaligen Zeit in der Partei wirken konnten. Sie hätten damals die „völlig inakzeptable Forderung“ nach Straffreiheit für Sexualität mit Kindern erhoben, sagte Spitzenkandidat Trittin.

Zuvor hatten die taz und andere Medien berichtet, die Grünen hätten sich seinerzeit stärker für die Interessen von Pädophilen eingesetzt als bisher bekannt. So sei die sogenannte Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle, die sich offen für eine Legalisierung von Sex mit Kindern aussprach, direkt von der Bundespartei und der Bundestagsfraktion finanziert worden.

Trittin räumte ein, dass es bei den Grünen seinerzeit „Fehlbeschlüsse“ zum Thema Pädophilie gegeben habe. Er verwies auf die Entscheidung eines NRW-Landesparteitages von 1985, auf dem sich die Delegierten für Straffreiheit von Sexualität mit Kindern ausgesprochen hatten. Dieser Beschluss habe dazu geführt, dass die Grünen bei der damaligen Landtagswahl an der 5-Prozent-Hürde scheiterten.

Der Politik- und Kulturwissenschaftler Lothar Probst hielt den Grünen vor, sich sehr spät diesem Thema zu stellen. Nun sei der mediale Druck so groß, dass dem Vorstand keine Alternative geblieben und eine Studie in Auftrag gegeben worden sei, sagte er dem Sender MDR Info.

Probst, der auch Mitglied im Beirat der Grünen-nahen Heinrich Böll Stiftung ist, sieht besonders den Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit in der Pflicht. „Als Ikone der grünen Bewegung hat er in dieser Sache bisher nicht die beste Figur gemacht.“

Durch die Diskussion über Cohn-Bendits Äußerungen in den 1970er Jahren war die Pädophilen-Debatte bei den Grünen in Gang gekommen. Damals hatte dieser erotische Spiele mit Kindern beschrieben. Cohn-Bendit distanzierte sich inzwischen von diesen Äußerungen. Er sagte dem Spiegel aber auch, die Forderung nach Straffreiheit für Pädophile sei seinerzeit keineswegs eine Minderheitenposition bei den Grünen gewesen.