Die aktuellen Hits im Kino

Sagen wir ruhig noch einmal die Namen auf: Grace Slick also singt, Paul Kantner spielt die Gitarre, Jack Casady den Bass, Spencer Dryden trommelt, Marty Balin schlägt das Tamburin und… und genau das ist so einer der schönen Momente in dem neuen Film der Coen-Brüder, „A Serious Man“, wie der alte Rabbi bei seiner Aufzählung der Bandmitglieder von Jefferson Airplane den Namen von Jorma Kaukonen, dem Leadgitarristen, einfach in seinen Bart wegmurmelt, weil er ihn nicht mehr recht parat hat. Jorma Kaukonen, der sich mit seiner Gitarre durch „Somebody to Love“ schaufelt. Der erste und größte Hit von Jefferson Airplane, 1967. Das Lied, das mit seiner Verheißung von Aufbruch und Auflösung alter Ordnung dem Coen-Film den referenziellen Rahmen gibt.

Aber „Somebody to Love“ ist allemal ein Lied, das man fast in jedem Film gern hören würde. Ein toller, stimmiger Soundtrack ist auch mit Detlev Bucks „Same Same but Different“ gerade in den Kinos zu hören, allein schon deswegen, weil da wieder „Chnam Oun Dop Pramp Muy“ mit dabei ist. „Ich bin 16“. Ein frenetischer Garagenrocker, den bereits Matt Dillon 2002 in seiner Kambodscha-Verneigung „City of Ghosts“ integriert hat und der jetzt wirklich zu dem Welthit werden sollte, der bei jeder Sixties-Party gespielt werden muss. Was doch das Mindeste ist, was die kambodschanische Sängerin Ros Serey Sothear, deren Lebensspuren sich in den Totschlag- und Hungerjahren des Khmer-Rouge-Regimes in den Mittsiebzigern verlieren, verdient hat.

Wie man überhaupt gern eine Dokumentation über die kambodschanische Popmusik im Kino sehen würde. Vielleicht mal bei der Berlinale, womit endlich der Bogen zu den Berliner Filmfestspielen geschlagen wäre, die vor zwei Jahren ja mit Martin Scorseses „Shine a Light“ eröffnet wurden, der Betrachtung des Bühnenschaffens der Rolling Stones. Und weil 2008 noch so viele weitere Musikfilme im Berlinale-Programm waren, wollte man die damals fast schon als ein Musikfilmfestival mit beigeordneten Sektionen sehen.

Am Donnerstag ist es wieder einmal so weit. Die Berlinale kommt. In diesem Jahr nicht unbedingt als Musikfilmfestival, aber so mancher gute Soundtrack sollte sich doch finden lassen im Jubiläumsprogramm zum 60. Etwa bei der Erinnerung, dass wer Rock sagt, auch gleich den ganzen Vers singen muss. Also „Sex & Drugs & Rock & Roll“. Der klassische Dreiklang und die drei Akkorde, mit denen man sofort eine Band gründen wollte für das wilde Leben. „Sex & Drugs & Rock & Roll“, der Hit von Ian Dury. Und jetzt der Titel eines Biopic über den 2000 verstorbenen britischen Pubrocker. Bei der Berlinale kann es betrachtet werden. THOMAS MAUCH