Warnung vor Gift in Plastikspielzeug

VERBRAUCHER I Zum Beginn der Spielwarenmesse kritisieren Verbände unzureichende Regelungen

BERLIN taz | Modelleisenbahnen, Puppen, Plüsch: Seit Donnerstag präsentieren Hersteller ihre Neuheiten auf der Spielwarenmesse in Nürnberg. Umweltschützer kritisieren aus diesem Anlass den unzureichenden Schutz vor Giftstoffen. „Vieles von dem, was verkauft wird, gehört eher auf die Sondermülldeponie als ins Kinderzimmer“, sagte Sarah Häuser, Chemieexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Problemfälle hat der BUND zur Messe in einer Broschüre mit dem Titel „Gefährliche Lieblinge“ zusammengestellt (www.bund.net).

Erst diese Woche hatte die Prüforganisation Dekra mitgeteilt, dass in 4 von 30 getesteten Plastikspielzeugen die zugelassene Konzentration von Weichmachern überschritten wurde; in einem Fall lag sie beim 300-fachen des Erlaubten.

Der BUND warnt vor allem vor Weichmachern wie Phthalaten (in 4 von 15 Kinderlaufrädern bei einem Test der Stiftung Warentest) oder Bisphenol A (laut Öko-Test zum Beispiel in Kinderarmbändern oder Schwimmflügeln). Sogenannte Organozinnverbindungen wurden unter anderem in Planschbecken und Luftmatratzen gefunden; sie dienen als Stabilisatoren, die Kunststoff lichtbeständiger machen.

Vom nächsten Jahr an soll eigentlich die neue EU-Spielzeugrichtlinie für mehr Schutz sorgen. Doch hormonelle Schadstoffe und das sogenannte Cocktailproblem werden darin nicht berücksichtigt: Mehrere Schadstoffe in niedriger Konzentration können sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken. Der BUND und die neue Safe Toys Coalition aus internationalen Frauen- und Umweltverbänden fordern deshalb Verschärfungen: Hormonelle Schadstoffe sollen berücksichtigt, importiertes Spielzeug soll ausreichend kontrolliert werden. Auch sei der Begriff „Spielzeug“ in der EU-Richtlinie zu eng gefasst – Luftballons oder Karnevalsmasken etwa fallen nicht darunter. Kinder dürften das anders sehen. THOMAS SCHMID

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