„Kritische Fragen“

FÜHRUNG FÜR JUGENDLICHE Auf dem „Stadtplan der Religionen“ geht es heute durch Gröpelingen

■ leitet das auf drei Jahre angelegte Projekt Stadtplan der Religionen. Es wird vom Bundesfamilien-Ministerium finanziert. Das Foto zeigt die Fatih-Moschee.

taz: Frau Keyssler, Sie bieten religiöse Stadtführungen für Jugendliche an. Interessieren die sich dafür?

Derya Keyssler: Durchaus! Wir haben diese Führungen vergangenes Jahr im Rahmen der Integrationswoche entwickelt – und bieten sie wegen der Nachfrage weiterhin an. Daneben organisieren wir auch das Projekt „Jugend für Religion“, in dem zum Beispiel Videos und Graffiti-Kunst sowie Beiträge für die „Lange Nacht der Jugend“ entstehen. Die TeilnehmerInnen sind nicht unbedingt religiös, aber doch religiös interessiert.

Einer Ihrer Führungen folgt den Spuren jüdischen Lebens vom Schnoor über das Viertel nach Schwachhausen. Welche Orte besuchen Sie im Viertel?

Zum Beispiel den Starke-Bäcker: In diesem Laden am Ostertorsteinweg war früher ein jüdischer Bäcker. Und Starke backt für die Führungsteilnehmer spezielles Brot, das den jüdischen Regeln entspricht.

Am O’Weg liegt auch eine von den Nazis „arisierte“ jüdische Apotheke, das heutige Café Engels ... Interessieren sich die Jugendlichen gleichermaßen für ehemaliges jüdisches wie für aktuelles muslimisches Leben?

Ja. Und bei den Schulklassen-Touren, die wir ebenfalls anbieten, werden in der Regel sowieso beide Führungen zusammen gebucht.

Heute laufen Sie durch das muslimische Gröpelingen. Wo genau gehen Sie hin?

Wir laufen kreuz und quer, es geht ja auch um alltägliches Leben und Arbeiten. Höhepunkt ist dann der Besuch der Fatih-Moschee, von ihr sind die Jugendlichen meistens sehr beeindruckt. Dort gibt es eine Gesprächsrunde – und da haben wir auch schon einige kritische Auseinandersetzungen erlebt!

Welche kontroversen Fragen haben die Jugendlichen an Religionsvertreter?

Ein schwieriges Thema, auch für uns, ist die Homophobie, die man aus den Schriften der alten Religionen ja durchaus herauslesen kann.

INTERVIEW: HENNING BLEYL

Stadtführung: 16 Uhr ab Haltestelle Use Akschen. Weitere Informationen: www.stadtplan-der-religionen.de