DER RECHTE RANDAN WEM SICH EINE EINSCHLÄGIGE INTERNETSEITE ABARBEITET
: Braune gegen Grüne

Die Hamburger NPD-Führungsriege war mit auf der Straße: Landeschef Torben Klebe und sein Vize Thomas Wulff marschierten neben anderen Funktionären am vergangenen Samstag durch das niedersächsische Kirchweyhe – vorgeblich, um des getöteten Daniel S.’ zu gedenken. Weil die brutale Tat im März dieses Jahres dem 20-jährigen Cihan A. zur Last gelegt wird, diente sie Rechtsextremen mehrfach als Anlass, gegen eine multikulturelle Gesellschaft zu hetzen.

In Hamburg selbst ist die NPD seit Wochen nicht mehr auf der Straße in Erscheinung getreten. Auch im Internet verweist der Landesverband nur auf eine angebliche Aktion: Man habe damit begonnen, die Regionalzeitung Klartext in „einigen Stadtteilen flächendeckend in die Briefkästen“ zu werfen – mit Blick auf die Bundestagswahl im September. Diese relative Unsichtbarkeit darf nicht mit Inaktivität verwechselt werden: NPD-Aussteiger berichteten von regelmäßigen Treffen.

Der einzige „Verweis“ – will sagen: Link – auf der Hamburger Partei-Website führt zu dem Webportal „mein-hh.info“. Dort sind drastisch formulierte Angriffe auf Gegner der rechten Sache zu finden – aktuell vor allem die Grünen. Alles was die „Faulenzer“ und „Versager“ behaupteten, sei gelogen, heißt es da. Zurück ins Mittelalter wolle die Partei mit ihrem „bio“. Die „strammen Deutschlandhasser“ dächten, „Schwule und Lesben“ seien „Heilige“, wollten gar „Klos für Irre, die nicht wissen, ob sie ein Männchen oder Weibchen“ seien. Vom grünen „Schmarotzertum“, fährt der anonyme Urheber fort, bezahle man die Wählerschaft, die „Solarschwindler“ und die „Migrantenindustrie“. Besonders auffällig ist die Sexualisierung der Verbalattacke: „Durchgefickt“ hätten die Grünen das „Staatsfernsehen“, ist da etwa zu lesen, oder dass ehemalige Grüne heute für Millionengehälter die „Schwänze“ früherer Feinde „lutschen“.

Hinweis:

ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland