Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Elliot Silversteins Westernkomödie „Cat Ballou“ wurde für Jane Fonda zum ersten großen Erfolg ihrer Karriere: Vergleichsweise kostengünstig hergestellt, erwies sich der Film um die gut erzogene Ranchertochter Catherine Ballou, die sich zum Outlaw und Racheengel entwickelt, als ihr Vater von Schurken ermordet wird, im Jahr 1965 als Publikumsrenner. Musikalisch begleitet werden Cats Erlebnisse von Kid Nat King Cole und Stubby Kaye, die als Banjo spielende Balladensänger durch die Handlung führen. Das Fonda abverlangte Repertoire unterfordert die Method-Schauspielerin allerdings: Eigentlich muss sie hier vor allem gut aussehen – versprüht dabei jedoch eine Lebensfreude, die man sich gern ansieht. Den Oscar gewann dann aber Lee Marvin, der den Cat zur Seite stehenden, ewig betrunkenen Revolverhelden Kid Shelleen spielt und in einer Doppelrolle auch gleich noch dessen Zwillingsbruder, einen fiesen Killer ohne Nase. (OmU, 19. 6., Freiluftkino Mitte)

Auf witzige Weise stellt Arne Toones niederländischer Kinderfilm „Trommelbauch“ (2010) die Frage nach Toleranz für Außenseiter. Zu jenen wird nämlich eine Familie von gemütlichen Dicken, die als Restaurantbetreiber ihre Chance in einem Küstenort sucht. Doch mit Fett und Zucker kann man die Einwohner ganz und gar nicht locken, im Gegenteil: Es herrschen Fitness-Faschismus und Schlankheitswahn. Was tun? Anpassen oder rebellieren? Die Figuren sind skurril, interpretiert von wunderbaren Schauspielern, und ein Happy End gibt es natürlich auch. Zwar erklärt „Trommelbauch“ den Kindern nicht unbedingt etwas über gesunde Ernährung (eher im Gegenteil), erzählt jedoch die universelle Geschichte, dass man die Menschen am besten so nimmt, wie sie sind. (17. 5.–19. 5., Tilsiter, 18. 5.–19. 5., FaF)

Auf wunderbar schwerelose Weise verknüpft Regisseur Ang Lee in „Tiger & Dragon“ (2000) weibliche Selbstbestimmung mit Fernost-Action: „Sense and Sensibility mit Martial Arts“ hat Hauptdarstellerin Michelle Yeoh die Romanverfilmung einmal genannt. Im China des frühen 19. Jahrhunderts treffen eine alleinstehende erfolgreiche Geschäftsfrau und Schwertkämpferin (Michelle Yeoh), eine Gouverneurstochter (Zhang Ziyi), die lieber ein Leben als Kämpferin führen möchte, als sich in eine arrangierte Heirat zu schicken, sowie die Schurkin Jade Fox (Cheng Pei Pei, der Star aus King Hus Klassiker „Das Schwert der gelben Tigerin“ von 1966) in einer Geschichte aufeinander, die das Verlangen nach Rache und die Suche nach einem gestohlenen Schwert zum Auslöser nimmt, immer wieder die Frage nach der Unabhängigkeit der Protagonistinnen zu stellen. (OmU, 18. 5., Arsenal 2, 20. 5., Arsenal 1)