UNTERM STRICH

Gleich zwei Preisträgern kann man gratulieren: Von der Universität Tübingen wurde der italienische Philosoph und Staatstheoretiker Giorgio Agamben mit dem mit 50.000 Euro dotierten Leopold-Lucas-Preis ausgezeichnet. Der 70-Jährige sei ein großer Gelehrter, der einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Mechanismen von Macht und Herrschaft geleistet habe, würdigte die Jury ihn bei der Preisverleihung. Agamben ist Professor für Ästhetik in Venedig. Sein Hauptwerk ist der „Homo sacer“ (auf Deutsch im Suhrkamp Verlag). Darin erzählt Agamben, wie die Menschen im Laufe der Geschichte zunehmend rechtsfreie Räume schaffen. Dabei werde „das Gewalt- und Herrschaftsförmige der Moderne mit einer Eindringlichkeit zur Sprache gebracht, wie es seit Horkheimers und Adornos ‚Dialektik der Aufklärung‘ nicht mehr geschah“, urteilte die Jury.

Ebenfalls 50.000 Euro erhält die niederländisch-amerikanische Soziologin Saskia Sassen mit dem angesehenen Prinz-von-Asturien-Preis. Sie sei weltweit eine der anerkanntesten Wissenschaftlerinnen auf den Gebieten der Stadtsoziologie und der Globalisierung, betonte die Jury. Mit der Prägung des Begriffes der „globalen Stadt“ (Global City) habe sie einen wichtigen Beitrag zur Sozialwissenschaft geleistet. Der Prinz-von-Asturien-Preis gilt als die „spanische Version des Nobelpreises“.

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben erneut drei Kunstwerke als Nazi-Raubkunst anerkannt. Dabei handelt es sich um zwei Aquarelle des Expressionisten Max Pechstein und um ein Gemälde von Narcisso Virgilio Díaz de la Peña (1807–1876) aus der Schule von Barbizon. Die Pechstein-Bilder „Weißes Haus“ und „Wiesental“ gehörten ursprünglich dem jüdischen Kunsthistoriker Curt Glaser aus Berlin, der 1933 in die USA emigriert war. Die Aquarelle können trotzdem in München bleiben. Die Erben würden angemessen entschädigt, teilten die Staatsgemäldesammlungen mit. „Die verletzte Eurydike“ von Díaz de la Peña stammt aus der Sammlung der jüdischen Hamburger Bankiersfamilie Behrens. Die Familie überlässt das Gemälde dem Museum für zehn Jahre als Dauerleihgabe.