Streiks in der Metall- und Elektroindustrie abgewendet

PILOTABSCHLUSS Beschäftigte bekommen in zwei Stufen insgesamt 5,6 Prozent mehr Lohn

MÜNCHEN dpa/taz | Mehr Geld für die Beschäftigte und Planungssicherheit für die Unternehmen: Der zügige Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie ist überwiegend auf ein positives Echo gestoßen. In der Nacht zum Mittwoch vereinbarten die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitgeber in München einen Pilotabschluss für die bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten der Schlüsselbranche.

Nach zwei Nullmonaten sollen die Einkommen ab dem 1. Juli um 3,4 Prozent und ab dem 1. Mai 2014 nochmals um 2,2 Prozent steigen. Der neue Tarifvertrag hat jedoch eine deutlich längere Laufzeit, als von der IG Metall ursprünglich gefordert, nämlich 20 statt 12 Monate.

Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber sagte, mit dem Abschluss würden die Beschäftigten fair und angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt. Die Gewerkschaft hatte ursprünglich ein Plus von 5,5 Prozent gefordert.

„Der Pilotabschluss sorgt für Planungssicherheit und zeugt von Weitblick und Fairness“, meinte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. Kritik aus dem eigenen Lager wies er zurück. Es habe sich bei den Verhandlungen so ergeben, dass man für eine längere Laufzeit auf flexiblere Lösungen habe verzichten müssen, betonte er in München. Zuvor hatte der Maschinenbau-Verband VDMA kritisiert, dass keine flexiblen Lohnanpassungen vereinbart wurden. Die aktuelle und prognostizierte Lage sei für die Maschinenbauunternehmen sehr unterschiedlich, so dass der Abschluss für einige Betriebe keineswegs einfach zu schultern sei, hieß es in einer Erklärung des Verbands.

Die vierte Tarifrunde hatte am frühen Dienstagabend begonnen, und nach nur sechs Stunden um kurz nach Mitternacht wurde der Kompromiss verkündet. Die Große Tarifkommission in Bayern stimmte dem Kompromiss in Ismaning bei München am Mittag einstimmig zu. Die Übernahme in anderen Tarifbezirken gilt nur noch als Formsache.

Die IG Metall hatte seit Ende der Friedenspflicht am 30. April mit Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Bundesweit hatten sich in den zwei Wochen mehr als 750.000 Metaller an Aktionen beteiligt.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt nannte die Tarifeinigung wegen der vereinbarten Nullmonate und der längeren Laufzeit vertretbar. Er lobte, dass die bisherigen Tarifabschlüsse 2013 eine sehr differenzierte Entwicklung je nach Lage der Branchen zeigten. „Es gibt keine tarifpolitischen Geleitzüge mehr“, sagte der BDA-Präsident.