Fang endlich an!

VOLKSHOCHSCHULE Beim Frühjahrsprogramm der Hamburger VHS geht es um das Anfangen. So gibt es etwa Fahrradfahrkurse für Erwachsene. Wer sich die Kurse nicht leisten kann, dem soll durch Spenden geholfen werden

Am Montag beginnt bei der VHS das neue Semester.

■ Nähen und Gitarre spielen sind die Angebote, die auf der Internetseite der VHS am meisten aufgerufen werden.

■ Tatsächlich gebucht werden hinterher am meisten Sprachkurse, Kultur- und Gesundheitsangebote.

■ Die ungewöhnlichsten Angebote in diesem Semester sind „Bier brauen für zu Hause“, „Hula-Tanzen“ und „Die giftigen 13“ – ein Kurs über Giftpflanzen.

■ Die VHS hat im letzen Jahr 7 Prozent mehr Anmeldungen erhalten als im Vorjahr, das entspricht einem Zuwachs von 20.000 Teilnehmern.

■ Das Semester beginnt mit 2.000 Kursen. Im Verlaufe des Frühjahres starten rund 1.500 weitere Kurse.

■ Im Bereich Fotografie hat die VHS hamburgweit das größte Kursangebot. Es gibt Kurse für Anfänger, für Profis und auch für alle, die dazwischen liegen.

■ Eine 50-prozentige Ermäßigung bei den Prüfungsgebühren der Anfänger-Deutschkurse soll die Lernenden motivieren, sich den Prüfungen zu unterziehen.

VON LISA FRANKENBERGER

Anfangen ist schwer. Man müsste sich aufrappeln und losgehen, sich eingestehen, etwas nicht zu können und es dennoch versuchen. Das ist nicht leicht, das kostet Überwindung.

Genau dieses Problem greift die Volkshochschule Hamburg (VHS) jetzt auf. Unter dem Motto „Anfangen“ startet hier am Montag das neue Semester. Es gebe viele alltägliche Dinge, die manche nicht könnten und sich dessen sogar schämten, sagt die Volkshochschul-Sprecherin Hannelore Bastian. Die VHS biete darum nun auch vermeintlich banale Kurse wie „Rad fahren lernen“ an.

Die Schwerpunkte des neuen Frühjahrprogramms liegen aber immer noch bei den Volkshochschul-Klassikern: Sprachen, Gesundheit, Kultur. 27 verschiedene Sprachen lassen sich in 1.600 Kursen erlernen. Englisch verliert dabei immer mehr an Bedeutung, die „Trendsprachen“ Chinesisch, Japanisch und Russisch sind auf dem Vormarsch. So kann ein zukünftiger Japan-Reisender vorab einen kurzen Kurs belegen, um sich mit den Grundlagen der Kultur vertraut zu machen. Ebenso kann jemand, der schon seit einiger Zeit Japanisch lernt, einen Fortgeschrittenenkurs belegen.

Der Trend bei den Kursen geht zur Verkürzung, sagt Bastian. Durch Umfragen habe man erfahren, dass die Teilnehmer bei kürzeren Kursen zufriedener seien und sie eher durchhalten. Wer dann noch weiteres Interesse hat, kann anschließend Aufbaukurse besuchen.

Pünktlich vor Beginn der Fastenzeit gibt es auch Fastenkurse. Hier können die Teilnehmer sich eine Woche lang jeden Abend treffen und sich über ihre Erfahrungen beim Fasten austauschen. Wer es lieber etwas kreativer mag, der könnte im Jonglieren-Kurs richtig aufgehoben sein.

Es scheint, die VHS habe sich bemüht hat für alle Zielgruppen etwas anzubieten. Jüngere Mädchen werden mit Angeboten wie „Coole Mode selber schneidern“ gelockt und die Älteren mit einem „Garderobencheck für ein neues Image“. Die Herren können lernen, wie man im eigenen Keller Bier braut. Senioren können spezielle Computerkurse besuchen, sogar manche gemeinsam mit ihren Enkeln. Paaren wird ein Kurs zur richtigen Partnermassage angeboten und wenn das gut klappt, folgt gleich danach der Kurs für die richtige Hochzeitsvorbereitung.

Jüngere Mädchen werden mit Angeboten wie „Coole Mode selber schneidern“ gelockt

„Auch für türkische Mitbürger haben wir spezielle Programme“, sagt Bastian. Es sei oft so, dass viele sich noch nicht unter „Einheimische“ trauen und vielleicht auch wegen mangelnder Deutschkenntnisse zunächst unter sich bleiben möchten. Für diese Fälle gibt es zum Beispiel „Bewegungskurse“. in denen man erst einmal genau dies kann: unter sich bleiben. Oder einen deutsch-türkischen Theaterworkshop. Hier werden die Nationalitäten bewusst vermischt, um das gegenseitige Kennenlernen zu fördern.

Die Preise für die Kurse werden in diesem Semester nicht erhöht, und auch die üblichen Ermäßigungen können unter gegebenen Voraussetzungen in Anspruch genommen werden. Noch relativ neu ist die Aktion „Mein Euro für die Bildung“. Ziel ist es, Leute zu unterstützen, die sich trotz Ermäßigungen keinen Kurs leisten können. Der Förderverein der VHS „Bildung für alle“ übernimmt formal die Kurskosten, finanziert wird dies allerdings durch Spenden der anderen Teilnehmer. Diese werden gebeten, bei Überweisung ihres Kursbeitrags einen Spendenbetrag von einem Euro oder mehr zusätzlich zu übernehmen.

54 Kursteilnehmer sind im vergangenen Jahr auf diese Weise gefördert worden, ein Umstand, auf den man bei der VHS stolz ist. Man hofft in diesem Jahr auf weitere Förderungen und natürlich auf zahlreiche Teilnehmer, die anfangen – egal mit was.