Ein Gottesmann schärft sein Profil

Lange Jahre hat Norbert Trelle dem erzreaktionären Kölner Kardinal Joachim Meisner gedient. Als Bischof von Hildesheim ist er jetzt sein eigener Chef – und zeigt schon beim ersten Auftritt, dass er auch seinen eigenen Kopf hat

Er muss gelitten haben. 13 lange Jahre hatte Norbert Trelle einen Dienstherrn, der oft als borniert und häufiger noch als menschlich problematisch beschrieben wird. Aber Trelle ist der Hölle entronnen. Der von Personen aus seinem Arbeitsumfeld durchgängig als „herzlich, umgänglich und den Menschen zugewandt“ charakterisierte 63-Jährige hat sogar ein eigenes Wappen bekommen. Und er ist weitgehend sein eigener Chef – keine Vorgesetzten außer dem Big Boss, der in Rom hockt. Und das ist fern.

Norbert Trelle, bislang Hilfsbischof des Kölner Kardinals Joachim „Schwulenfeind“ Meisner ist zum Ortsbischof der Diözese Hildesheim befördert worden. Ein seltener Karrieresprung – zumal in diesem Alter: Seine 69 Vorgänger auf dem Stuhl des Heiligen Bernward amtierten durchschnittlich 17 Jahre, fünf weniger werden es wohl fürBischof Norbert sein. Zumindest sieht das Kirchenrecht vor, dass er mit 75 Jahren um die Entlassung bittet.

Zur Diözese zählen gut 650.000 Katholiken verteilt auf eine Fläche von 30.000 Quadratkilometern – den Großteil Niedersachsens und die Stadt Bremerhaven. Deshalb musste Trelle gestern auf die Evangelien und in die Hände des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) sowie des Bremer Bürgermeisters Jens Böhrnsen (SPD) den Eid ablegen, „die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten“. Ort des Geschehens war Hannover.

Vorgeschrieben wird es durch das Konkordat von 1933: Dieser Vertrag zwischen Staat und katholischer Kirche sei „nicht von der Art, dass seine Fortgeltung über die Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hinaus in Frage gestellt werden könnte“, hat das Bundesverfassungsgericht einst geurteilt. Also bleibt’s bei der Zeremonie, die Inhaltliches nicht erwarten lässt.

Trelle aber, dem trotz TV-Auftritt beim großen Papst-Sterben im Frühjahr der Ruf vorauseilt, ein lieber guter Mann, aber leicht profilschwach zu sein, nutzte seinen ersten offiziellen Termin zur Image-Korrektur. Klar, es gab auch Lob für den Gastgeber, weil Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) mit ihrem Kampf gegen Sterbehilfe-Vermittlung eine kirchenkompatible Position vertritt. Aber eben auch Kritik: So mahnte Trelle, seit Jahren Beauftragter der Bischofskonferenz für die Seelsorge ausländischer Katholiken, eine Bleiberechtsregelung für gut integrierte und langjährig geduldete Flüchtlinge an. Erst kürzlich hatte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) alle entsprechenden Bemühungen torpediert – und bei der Innenminister-Konferenz angeregt, nur den Kindern geduldeter Ausländer ein Bleiberecht zu geben, ihre Eltern jedoch abzuschieben. Ein unseliges Vorhaben, wie aus Trelles Worten hervorgeht: „Ich denke, es ist an der Zeit“, so der Kirchenmann, „hier eine vernünftige Regelung zu schaffen.“ Und zwar „vor allem auch zum Wohle der betroffenen Kinder“. bes