WAS MACHT EIGENTLICH ... Andreas Wecker?
: Alles für den Herrn

Im Garten des Herrn wachsen viele Gewächse, und manche treiben gar seltsame Blüten. Ein interessantes Exemplar präsentiert die B.Z. auf ihren Sportseiten: Andreas Wecker, einst Berliner Olympiasieger im Turnen.

Der 36-Jährige begann seine Karriere in der DDR, 1989 brachte er es zum Sportler des Jahres. In Barcelona 92 holte er Bronze und Silber, in Atlanta 96 krönte er seine Laufbahn mit Gold für seine Leistungen am Reck. Das ist alles schon eine Weile her. Ein Comeback-Versuch in Sydney scheiterte, diverse Unternehmensgründungen ebenso.

Und jetzt? Jetzt hat Wecker nach eigenen Angaben seine Medaillen bei Ebay versteigert. Was heißt versteigert – verscherbelt. Für das Olympia-Gold soll er exakt 26,37 Euro eingenommen haben. Ob’s stimmt oder nicht, der Mann macht jedenfalls klare Ansagen: „Ich wollte mich von allem Ballast meines früheren Lebens befreien“, sagt er, „das hat mir Gott befohlen.“

Sie ahnen, wie es weitergeht? Genau: Andreas Wecker braucht nichts mehr in diesem Leben, seit er zum Glauben gefunden hat. Gott spricht mit ihm – „eigentlich 24 Stunden am Tag“. Und als die Familie einmal nur noch 70 Euro hatte, „sagte mir Gott, dass ich einem Bettler 50 davon geben sollte. Ich tat es, und am nächsten Tag wurde ich mit dem doppelten belohnt.“ Wahnsinn!

Weil aber so viel radikale Entsagung hienieden auf Dauer ungesund ist, will Wecker jetzt Missionar einer Freikirche werden – die ihn dann finanziell ein wenig unterstützen soll. Man möchte es zumindest seiner Familie wünschen. CLP     FOTO: ARCHIV