DER KITA-AUSBAU IST WICHTIGER ALS DIE FINANZIERUNG VON TAGESMÜTTERN
: Familienpolitik im Wunderland

Das Kampflächeln der Bundesfamilienministerin erinnert ein bisschen an die Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“: Die Katze konnte sich schon in Luft aufgelöst haben, nur ihr breites Grinsen blieb noch da. So ähnlich ist Familienpolitik auch – und schon immer gewesen. Wenn Wahlkampf naht, dann verspricht man Familien das Blaue vom Himmel. Und nach der Wahl, da ist die Katze weg, nur das Grinsen der Politiker ist noch da.

Weil in diesem Jahr nun mehrere Landtagswahlen anstehen, potenziert sich die familienbewerbende Mimik. Denn gleich zwei Regierungsparteien konkurrieren um das lieblichere Konzept: Zum Strahlen von der Leyens gesellt sich der treuherzige Augenaufschlag von SPD-Chef Matthias Platzeck. Der Streit der letzten beiden Tage um die Absetzbarkeit von Betreuungskosten allerdings grenzt dabei hart ans Absurde. Die SPD will die untere Mittelschicht beglücken, die CDU die obere. Denn Kita-Gebühren sind für die wenigsten Eltern problematisch – zum Thema werden die Betreuungskosten nur dort, wo es diese Kitas nicht gibt und man sich Betreuung privat kaufen muss. Tagesmütter, und vor allem um die geht es in der Debatte, fangen Kinder auf, wo das Kita-Netz nicht funktioniert.

Diese Betonung der Tagespflege allerdings passt gar nicht zu den Vorschlägen aus diversen Familienkommissionen: dass es nämlich vor allem um die qualifizierte Betreuung und Bildung der Kinder geht. Eine Tagesmutter, die bestenfalls einen kurzen Lehrgang absolviert hat, kann eine ordentlich ausgestattete Kita mit professionellen ErzieherInnen in der Regel nicht ersetzen. Das wissen auch SPD und CDU. Deshalb wollen sie ja auch dringend die Kitas ausbauen. Eigentlich. Aber die dafür vorgesehenen Hartz-IV-Gewinne gibt es nicht.

Anstatt sich um diese Basisfragen zu kümmern, überbieten sich Union und SPD nun in Ersatzhandlungen. Und nach den Landtagswahlen werden sich alle ein wenig wundern, wo eigentlich die Katze, die Basis der Familienpolitik, ist. Nur das Grinsen der Ursula von der Leyen, das wird noch da sein. Garantiert. HEIDE OESTREICH