GRAFITE, KRISENSTÜRMER
: Glückloser Vorarbeiter

■ wurde in der Vorsaison mit 28 Treffern Torschützenkönig.Foto: dpa

Wenn vom Stürmer Grafite etwas bleiben wird im kollektiven Fußballgedächtnis, so sicher sein Hackentor zum 5 : 1 gegen die Bayern vom vergangenen April. Es war der Höhepunkt einer erstaunlichen Entwicklung. Am vergangenen Samstag erreichte Grafite den Tiefpunkt. Beim 1 : 3 gegen die Bayern gelang ihm nicht nur nichts – das ist schon länger so – er verschoss auch noch einen Elfmeter. Schon vorher (9.) kam er elfmeterartig frei zum Schuss, aber nicht an Jörg Butt vorbei. Und bei Olić’ Vorbereitung des zweiten Bayern-Tores sah er nicht gut aus.

Edinaldo Batista Libânio, 30, hat im Sommer einen richtig guten Vertrag gekriegt. Manche meinten, er sei eine größere Nummer als Sturmkollege Edin Džeko. Nun, in der Teamkrise, sticht Džeko einsam als Weltklassefußballer heraus, der er bereits jetzt ist – und in jedem System. Grafite dagegen hat Probleme, wenn er Kurzpässe spielen soll und nicht dem langen Flugball hinterherjagen kann, Gegner und Raum vor sich. Außerdem weiß heute jeder, wie man gegen ihn verteidigen muss.

Das Ungewöhnliche an Grafite ist, dass er sich nicht in ein Loch eingräbt, sondern immer weiter macht. In der Nachspielzeit erzielte er sogar noch sein sechstes Saisontor. Es war im Prinzip Džekos Tor, Grafite musste nur einnicken, aber immerhin. Dass er zu dem Zeitpunkt noch auf dem Platz stand, mag einige Zuschauer gewundert haben. „Hätte ich ihn rausgenommen“, sagte sein Coach Lorenz-Günther Köstner, „hätten die Leute gesagt, der Trainer hat es kapiert.“ Er habe zu Grafite „gestanden“. Der nämlich hatte in der Woche freiwilliges Extratraining gemacht, um seine Abschlussprobleme zu beheben. Half zwar nichts, aber sowas gefällt Köstner, der kein Hehl daraus macht, dass die VfL-Profis für seinen Geschmack im Jahr nach dem Titel nicht hart genug arbeiten. Ob Grafite derzeit den anderen ein Vorbild sein kann? Hm.