Das Thema

Die Hartz-IV-Rebellin

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

Ein erfreuliches Interview, auch zum Mut machen. Eine von den vielen Geschichten, die in der taz.nord eine gute Arbeit darstellen. Meine Unterschrift bei der Petition für die Kollegin Hannemann möchte ich erwähnen, weil sie eine Möglichkeit der Solidarität darstellt. Gut auch, dass Ver.di sie nicht im Stich lässt.PETER MEYER, taz.de

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

Eine Selbstdarstellerin, die sich vom Steuerzahler das Leben finanzieren lässt, um eigenmächtig und selbstherrlich weiteres Steuergeld zu verschwenden, um mal etwas Aufmerksamkeit zu kriegen, wo sie doch weiß, völlig an der falschen Adresse mit solchen Zielen zu sein. Typisch Altona.HAMBURGER, taz.de

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

Frau Hannemann hat, nicht als einzige, aber vielleicht am deutlichsten, bewiesen, dass der Staat sich an seine eigenen Spielregeln nicht hält. Das ist zwar nichts Neues, im „Ausländer“recht geht das seit vierzig Jahren schon so, aber diesmal ist es – durch die Blogs und sonstigen Aktivitäten – denen in den Ämterleitungen zu unangenehm. Wenn sie etwas getan hätte, was eine Kündigung gerechtfertigt hätte, wäre die längst schon ausgesprochen. Jetzt wird krampfhaft etwas gesucht, was den Anschein eines fairen Spiels aufrechterhält.WAUZ, taz.de

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

Warum soll jemand zum Arbeitsamt gehen, um einen Job bei einer Zeitarbeitsfirma zu bekommen? Da kann man sich ja direkt bewerben. Das Arbeitsamt soll Jobs vermitteln und beherrscht den eigenen Job nicht. Hut ab vor dieser Frau, leider befürchte ich, dass den meisten anderen auf ihrem Amt der Untertan schon zu sehr im Blut steckt, als dass sie sich trauen würden, aus der Reihe zu tanzen.ERICH MÜSELIG, taz.de

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

Laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Anfang 2008 gilt das den Erwerbslosen zugestandene Existenzminimum als „nicht verfügbar“, das heißt, sämtliche Sanktionen, die von den Job-Centern ausgesprochen werden, sind illegal. Die Praxis, dass die Vermittler bestimmte Prozentzahlen für Sanktionen von ihren Abteilungsleitern vorgesetzt bekommen, ist Menschenverachtend. Hartz IV gehört sofort abgeschafftELVIS, taz.de

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

Immer wieder in unserer Geschichte wurden Deutsche dafür bestraft, dass sie in den jeweiligen Unrechtsregimen blind Anweisungen befolgt haben. Frau Hannemann beweist, dass es auch hier immer noch aufrechte mündige BürgerInnen gibt, die, frei von Obrigkeitshörigkeit, ihrem Gewissen folgen. Die mit Leidenschaft für die Allgemeinheit und für den Rechtsstaat kämpfen. Und diese Frau wird für ihren Anstand sanktioniert! Eigentlich gehört sie belohnt.HOWLING WOLF, taz.de

■ betr.: „Mit zehn Jahren habe ich Brecht gelesen“, taz.nord vom 11. 5.

So höchst lobens-, ehren- und anerkennenswert, aufgeklärt und bürgersinn-lich das Engagement von Frau Hannemann ist: Leider hat sie jetzt schon verloren. Zu erkennen an der Reaktion der „Gegenseite“: Lieber bezahlt man eine offenbar höchst erfolgreiche Mitarbeiterin für’s Nichtstun weiter und belastet die anderen Kollegen, die deren Fälle zu übernehmen haben, als dass man sich einer inhaltlichen Diskussion stellt. Man verweist auf den Gerichtsweg. In den Mainstream-Medien (sorry, taz, euch zähle ich nun mal nicht dazu) zu alledem: nichts. Keine Bild berichtet, kein Jauch, kein Plasberg moderieren, keine FAZ kolumnisiert. Frau Hannemann wird einfach totgeschwiegen. Wie gesagt: höchst lobenswert das alles, aber weil der Ansatz zur Lösung in unserem gültigen System der falsche ist, bleibt das Ganze leider nur ein besseres Hobby – so traurig diese Erkenntnis auch sein mag. AUTOCRATOR, taz.de

Online haben unsere LeserInnen in dieser Woche vor allem über Inge Hannemann diskutiert, die als Arbeitsvermittlerin im Jobcenter Hamburg-Altona öffentlich die Abschaffung von Hartz IV forderte und daraufhin mit sofortiger Wirkung von ihrer Tätigkeit freigestellt worden war. Hannemann kritisiert in ihrem Blog altonabloggt die Arbeitsvermittlung und dass Hartz-IV-EmpfängerInnen per Gesetz das Sozialgeld gekürzt werde, wenn sie Termine im Jobcenter verpassten. Sie selbst hatte solche Sanktionen, beispielsweise bei schwierigen Jugendlichen, wieder aufgehoben – zum Missfallen der Behördenleitung. „Die Freistellung basiert auf rein politischen Gründen, weil ich Hartz IV für grundgesetzwidrig halte und für die Aussetzung der Sanktionen stehe“, sagt sie. Ihre Anwälte prüfen nun, ob das für eine Entlassung reicht. Von ihren Kollegen wisse sie, dass gerade ihre Fälle untersucht werden, um etwas gegen sie in der Hand zu haben. Mit zwei Anwaltskanzleien prüfe sie außerdem, ob die Hartz-IV-Gesetze rechtsmäßig sind.