Das Frauenmatch des Jahres

TURBINE VOR DEM POKALFINALE

Die Kräfteverhältnisse im Frauenfußball haben sich verschoben

„Nichts ist scheißer als Platz 2“: So hat es der ehemalige Bundesliga-Stürmer Erik Meijer mal äußerst präzise formuliert. Jahrelang hätten die Frauen von Turbine Potsdam, Serienmeister 2009 bis 2012, diese Aussage wohl unterschrieben, ohne mit den Wimpern zu zucken.

In dieser Spielzeit aber könnten zweimal Platz zwei plötzlich als Erfolg verbucht werden. Letzte Woche beendeten die Turbinen die Bundesligasaison nach einem 2:0-Sieg in Gütersloh als Vizemeister hinter Wolfsburg. So konnten sie sich auf den letzten Drücker doch noch für die Champions League qualifizieren.

Und nun folgt am Sonntag „das wichtigste Frauenfußballspiel des Jahres“, wie Turbine-Coach Bernd Schröder sagt – das DFB-Pokalfinale in Köln, das man eben gegen Wolfsburg bestreitet (16.30 Uhr, ARD). „Die Crème de la Crème der Liga steht sich gegenüber“, so Schröder. Es ist das bestbesuchte Frauenmatch des Jahres, mehr als 20.000 Leute werden erwartet. Meister Wolfsburg ist leicht favorisiert, obwohl Turbine das letzte Spiel 2:0 gewann. Aber auch im Pokal wäre Platz zwei für Potsdam keine Riesenenttäuschung.

Wie kommt’s? Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben im Frauenfußball. Während der Titel mehr als zehn Jahre nur zwischen Frankfurt und Potsdam hin- und hergeschoben wurde, gibt es nun mit Wolfsburg eine dritte Kraft, die um Titel spielt.

In der abgelaufenen Saison fehlte es der Turbine zwar einerseits an Qualität, mit Wolfsburg mitzuhalten – aber es war auch eine von Ausfällen gezeichnete Zeit. In der entscheidenden Saisonphase verlor man deshalb auswärts dreimal hintereinander – die Heimbilanz hingegen ist mit neun Siegen aus elf Spielen und 41:6 Toren Bayern-like.

Im Sommer wird der Umbruch fortgesetzt, der mit etlichen Transfers letztes Jahr begann. Mittelfeldspielerin Julia Simic kommt aus München – die 24-Jährige könnte eine Führungsrolle übernehmen und mehr Glamour auf den Babelsberger Rasen bringen. Dazu kommt das 20-jährige Schweizer Talent Lia Wälti. Torhüterin Alyssa Naeher und Mittelfeldlerin Patricia Hanebeck hingegen verlassen Turbine.

Einen ersten Platz gibt es aber doch schon zu vermelden: Turbine-Stürmerin Yuki Ogimi wurde mit 18 Treffern Torschützenkönigin in der Liga. Vielleicht sorgt sie morgen noch für einen weiteren Platz eins. JENS UTHOFF