Steinbrück tut was fürs Gedöns

QUOTE Frauenverbände besuchen Wahlkämpfer

BERLIN taz | Peer Steinbrück versucht es mit einem Witz: „Hiergegen ist ein Untersuchungsausschuss ja harmlos“, sagt der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück am Freitag bei einem Treffen mit einem Aktionsbündnis von Frauenverbänden. Doch er tritt auf, als sei es ernst gemeint. Kopf gesenkt, Mund offen, starrer Blick nach vorn, rattert er herunter, dass er eine 40-Prozent Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte in der Wirtschaft will, sowie gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Unwilliger kann man sich nicht präsentieren. Und so sind die Verbände zwar zufrieden mit dem Inhalt. Der Eindruck aber ist fatal. „Für den sind unsere Themen auch nur Gedöns“, resümiert eine Teilnehmerin.

Juristinnen, Landfrauen, Pro-Quote-Verbände und Businessfrauen haben am Freitag nacheinander Spitzenkandidatinnen der fünf großen Parteien besucht, um sie in Sachen Frauenpolitik auf den Stand zu bringen. Bei Steinbrück scheinen sie damit echten Schmerz hervorzurufen, alle anderen vertreten im Normalton ihre Positionen: Angela Merkel (CDU) hat ihre Arbeitsministerin Ursula von der Leyen geschickt, die sich einen weiteren Vätermonat wünscht. Sarah Wagenknecht (Linke) und Kartin Göring-Eckart (Grüne) erzählen ihr Programm. Rainer Brüderle (FDP), dem ein problematische Verhältnis zu Frauen nachgesagt wird, hat Fraktionsvize Heinrich Kolb geschickt, der gegen eine Quote ist.

Trotzdem sind die Bündnisfrauen zufrieden. Monika Schulz-Strelow von der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar): „Wir werden nach der Wahl genau hingucken, was umgesetzt wird.“ Und wenn Steinbrück ihnen bis 2017 eine Quote serviert, nehmen sie auch die schlechte Laune in Kauf.

HEIDE OESTREICH