„Tradition der Kasernenhöfe“

Debatte über schädliche Schulbau-Architektur

■ der Kommunikationswirt gründete 2006 die Initiative „Schule im Dialog“ und moderiert heute Abend.Foto: privat

taz: Herr Sauer, wie wichtig ist das Schulgebäude fürs Lernen?

Stefan Sauer: Eine unwirtliche Umgebung steigert die Aggressionen der Schüler enorm. Das kann man an etlichen Schulen beobachten.

„Unwirtlich“ wäre...

… etwa ein Bau mit zu kleinen Klassenräumen. In Hamburg gibt es etliche Schulen aus dem 19. Jahrhundert, die in der Tradition des Kasernenhofs als „Lernanstalten“ gebaut wurden. Sie haben extrem enge Treppenhäuser. Aufenthaltsräume fehlen.

Wie müssten schülerfreundliche Gebäude aussehen?

Sie sollten ein mobiles Lernen ermöglichen, bei dem die Schüler nicht in Klassenräumen sitzen, sondern in kleinen Gruppen.

Wie soll das baulich funktionieren? Die alten Schulen sind ja nun mal da.

Denkbar wäre, aus den Klassenräumen nicht tragende Wände herauszunehmen und so Freiraum zu schaffen. In Hamburg gibt es allerdings 80 denkmalgeschützte Schulen. Da müsste man schon sensibel vorgehen.

Ist eigentlich erwiesen, dass Schüler in „wohnlichen“ Schulen besser lernen?

Das belegen etliche Untersuchungen. Der heute ebenfalls geladene Michael Schulte-Markwort vom UKE etwa hat herausgefunden, dass moderne Lichtgestaltung die Aufmerksamkeit von Schülern um 35 Prozent steigern kann. Parallel sinken Unruhe und Aggression um bis zu 70 Prozent. INTERVIEW: PS

Vortrag von Kristin Westphal (Uni Koblenz) mit Diskussion über den Bildungsfaktor Schulbau-Architektur: 19 Uhr, Universitätsbibliothek