Heftige Kämpfe nahe der Grenze zum Libanon

SYRIEN Berichten zufolge nimmt Hisbollah auf Assads Seite an den Gefechten um die Stadt Kusair teil. Der Ort hat für Regierung und Aufständische eine strategische Bedeutung. Internationale Friedensgespräche lehnt die Führung in Damaskus weiterhin ab

Diese Woche finden Vorbereitungsgespräche für eine internationale Konferenz statt

AMMAN/BERLIN rtr/taz | Bei heftigen Gefechten um eine Grenzstadt zum Libanon sind am Wochenende nach Oppositionsangaben auch rund 30 Kämpfer der schiitischen libanesischen Hisbollah aufseiten der Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad getötet worden. Das wäre das bislang deutlichste Zeichen für die massive Verwicklung der Miliz aus dem Nachbarland in den Bürgerkrieg.

Assads Truppen und Hisbollah-Kämpfer waren am Wochenende zur Großoffensive gegen die von Aufständischen gehaltene Stadt Kusair angetreten, die schon seit Wochen umkämpft ist. Von der Opposition hieß es, bei den bislang schwersten Kämpfen unter Beteiligung der Hisbollah seien 30 Hisbollah-Mitglieder und 20 Regierungssoldaten getötet worden. Offenbar gab es auch viele zivile Tote. Angaben darüber und über die eigenen Verluste machten die Rebellen nicht. Während die syrische Regierung angab, weitgehend die Kontrolle über die Stadt gewonnen zu haben, erklärten die Aufständischen, die Soldaten wieder an den Stadtrand zurückgeschlagen zu haben. Von unabhängiger Seite konnten diese Angaben zunächst nicht überprüft werden.

Kusair hat etwa 30.000 Einwohner. Die Kleinstadt in der Provinz Homs liegt an der Verbindungsstraße zwischen der syrischen Nord-Süd-Autobahn und der libanesischen Hauptstadt Beirut am Mittelmeer. Kusair hat für beide Seiten strategische Bedeutung. Sollten die regierungstreuen Kräften den Ort erobern, wäre die Region südlich von Homs in den Händen des Regimes, die Rebellen wären in dieser Hochburg des Widerstandes isoliert. Von Homs wiederum verläuft die Hauptverbindungsstraße nach Tartus an der syrischen Mittelmeerküste – einer Region, in der viele Alawiten leben, zu denen auch Präsident Baschar al-Assad gehört. Auch die Verbindung von Kusair in den nur etwa 10 Kilometer entfernten Libanon ist für beide Seiten wichtig: für die Aufständischen als Rückzugs-, Flucht- und Nachschubweg, für das Regime wegen seiner Verbindung zur Hisbollah.

Die Regierungsarmee und mit dem Regime verbundene Milizen führen derzeit erfolgreich Gegenoffensiven gegen Orte an der Grenze zum Libanon, in der Nähe von Damaskus und im Süden des Landes durch, die zuvor von Einheiten der Aufständischen erobert wurden. In Oppositionskreisen wird vermutet, dass diese Strategie auch darauf abzielt, den Weg von Damaskus an die libanesische Mittelmeerküste zu sichern. So könnte sich das Regime notfalls dorthin absetzen.

Auf politischer Ebene gibt sich Assad weiterhin hart. Er sagte in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der argentinischen Zeitung Clarin, Friedensgespräche hätten keinen Sinn, da die Opposition zu zersplittert sei, als dass sich ein Abkommen aushandeln ließe. Außerdem bezweifle er, dass sich der Konflikt durch die Bemühungen der USA und Russlands beilegen lasse. „Sie denken, dass eine politische Konferenz die Terroristen im Land aufhalten wird. Das ist unrealistisch.“

Auch die Aufständischen sehen die Initiative skeptisch, signalisierten aber ihre Teilnahme an der Konferenz, auf die sich die USA und Russland geeinigt hatten. Es ist der erste gemeinschaftliche Versuch von Syrien-Unterstützern und -Gegnern, den Bürgerkrieg zu beenden, bei dem nach Angaben aus der Opposition mehr als 90.000 Menschen getötet worden sind.

Mögliche Etappen zu der Friedenskonferenz werden am Mittwoch und Donnerstag erwartet, wenn US-Außenminister John Kerry bei einem Treffen der „Freunde Syriens“ in Jordanien die Pläne erläutern beziehungsweise wenn die Arabische Liga und die syrische Opposition Vorbereitungstreffen abhalten wollen. B.S.