Schwere Ausschreitungen bei Protesten von Textilarbeitern

BANGLADESCH Regierung in Dhaka erlässt ein Demonstrationsverbot. Zyklon ist schuld

DHAKA afp/dpa | Bei Protesten von Textilarbeitern in Bangladesch ist es am Montag zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Gummigeschosse und Tränengas gegen Arbeiter ein, als diese im Zuge einer Demonstration für höhere Löhne eine wichtige Autobahn in der Nähe der Hauptstadt Dhaka blockierten. Die Straße liegt im Industriegebiet Ashulia, in dem Hunderte Fabriken Textilien für westliche Handelsketten wie Walmart oder H&M fertigen.

Der Polizeichef von Ashulia, Badrul Alam, sagte, einige Demonstranten hätten Steine auf Polizisten geworfen und Polizeiwagen angegriffen. „Wir haben Gummigeschosse und Tränengas eingesetzt, als sie gewalttätig wurden und eine Straße blockierten.“ An den Protesten hätten rund 20.000 Arbeiter teilgenommen, sagte Alam.

Die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter in Bangladesch sind auch im Ausland stark in die Kritik geraten, nachdem beim Einsturz eines Fabrikgebäudes am 24. April mehr als 1.100 Menschen getötet wurden. Im vergangenen Jahr hatten bereits mehrere Brände in Textilfabriken eine Diskussion über die unzureichenden Sicherheitsstandards und die schlechten Arbeitsbedingungen in den Nähwerkstätten des südasiatischen Landes ausgelöst. Zahlreiche westliche Bekleidungsunternehmen unterzeichneten inzwischen ein Abkommen für mehr Gebäudesicherheit in den Produktionsstätten. Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilhersteller weltweit, der Sektor ist der wichtigste Industriezweig in dem verarmten Land.

Opposition kritisiert Versammlungsverbot

Die Regierung Bangladeschs hat unterdessen ein einmonatiges Verbot für politische Demonstrationen erlassen und dies mit Hilfseinsätzen nach dem Zyklon „Mahasen“ begründet. „Es ist nicht möglich, fundamentale Rechte wie Versammlungsfreiheit zu garantieren, wenn das Land von einer Naturkatastrophe getroffen wurde“, sagte der Minister für ländliche Entwicklung, Syed Ashraful Islam, am Sonntag in Dhaka. Der tropische Wirbelsturm hatte am Donnerstag mindestens 17 Menschen getötet und etwa 100.000 Hütten zerstört. Die größte Oppositionspartei, BNP, bezeichnete die Maßnahme als undemokratisch.