Obamas neuer Mr Energy

Ernie“ nennt Präsident Barack Obama den Professor für Atomphysik, den er zum Energieminister gemacht hat. Der Senat hat vergangene Woche mit seltener Einmütigkeit von 97 Ja-Stimmen (keine Gegenstimme, drei Enthaltungen) der Nominierung zugestimmt. Und aus den Energie-Erzeuger-Unternehmen – von Öl, über Gas bis Atom – kommen Vorschusslorbeeren. Lediglich ein paar Umweltgruppen sind enttäuscht. Sie wissen, dass mit Moniz die Türen weit offen stehen für noch mehr Gasfracking, noch mehr Ölförderung und Ölpipelines und für eine neue Generation von AKWs.

Der 1944 geborene Ernest Moniz pendelt zwischen Forschung, Industrieberatung und Politik. Oft hat er für alle drei gleichzeitig gearbeitet. Washington kennt er aus den 90er-Jahren, als er bereits unter Bill Clinton, damals als Vizeminister, im Energieministerium war. Seine wissenschaftliche Karriere als Atomphysiker hat er am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gemacht. Und der Industrie hat er einerseits als Berater gedient. Unter anderem hat er für BP, für General Electric, für Saudi Aramco, für Shell und Chevron gearbeitet. Andererseits hat die Industrie seine wissenschaftliche Arbeit am MIT finanziert.

So stammt das Geld für die von Moniz gegründete „MIT Energy Initiative“ auch von Chesapeake Energy, einem der Großen in der Frackingindustrie. Die „Energy Initiative“ formuliert dieselben energiepolitischen Thesen wie Präsident Obama. Danach gehören alle Energiequellen in die Energiepolitik der USA: vom Öl bis zu Sonnenergie.

Auch für das kanadische Unternehmen Trans Canada, das eine Pipeline für Teersand-Öl von der kanadischen Provinz Alberta bis in die Ölraffinerien in Texas bauen will, hat Moniz gearbeitet: Er sitzt im Vorstand des Consulting-Unternehmens ICF International, das der Pipeline XL bescheinigt hat, sie sei umweltverträglich. Mit seinem Amtsantritt rückt die Zustimmung der Obama-Verwaltung zu der Pipleine XL in greifbare Nähe.

Für den Wiedereinstieg in die Atomenergie hat sich Moniz neun Monate nach Fukushima ausgesprochen. In einem Plädoyer Ende 2011 nannte er sie eine „saubere, verlässliche und sichere Energiequelle“. DOROTHEA HAHN