Prost auf die Vorurteile!

■ betr.: „Juhu, die Berliner Eckkneipe stirbt aus“, taz vom 4. 2. 10

Na Prost auf die Vorurteile! Jörg Sundermeier scheint sich vor den Berliner Kneipen richtig zu ekeln. Und endlich wissen wir Raucher, dass wir als Bevölkerer der Eckkneipen gleichzeitig auch eine Horde von Alkoholikern und Chauvis sind. Und wenn die Kneipen eingehen, wie das „Jenseits“ am Heinrichplatz, dann ist das nicht die Folge von Spekulantentum. Der Wirt hätte sich ja schließlich von Starbucks sponsern lassen können, um zu überleben? Und die vormaligen Gäste? Statt, wie geschehen, dort sarkastisch Altarkerzen vor einem Bildchen des „Jenseits“ die Nacht brennen zu lassen, wie im Januar mehrmals geschehen, sollten wir uns also alle zufrieden geben. Wer für die neue Berliner Kneipenkultur nicht genügend Rücklagen hat, kann sich ja bei der Sushi-Kette „Papa No“ die Nase an der Scheibe platt drücken. Sundermeier winkt ihr/m dann von innen entgegen. REINHARD BERNBECK, Berlin

Plaketten als Alibifunktion

■ betr.: „Berlin bleibt die Luft weg“, taz vom 3. 2. 10

Wenn wir von Wind und Wetter einmal abstrahieren, ist eine Großstadt thermisch ein Aufwinderzeuger, aufgrund der allerseits verausgabten Heizleistung. Die aufsteigende Luftsäule über einer Stadt saugt natürlich – bodenwärts – aus allen radialen Richtungen Luft an. Das heißt, was wir innerstädtisch an Feinstaub registrieren, wird nur zum kleinsten Teil innerhalb einer „Umweltzone“ generiert. Das Grüne-Plaketten-Programm – gemessen an den Rückschritten, die wir umweltpolitisch in der Regierungspolitik derzeit hinzunehmen haben – hat nichts weiter als eine Alibifunktion, über die alle Eingeweihten (von TÜV bis Dekra) lediglich ironisch grinsen. Früher wurden uns die Diesel als vorbildlich anempfohlen! Und, wie es die beflissene „umwelt“-politische Überkompensiererei (unserer gefühlten Machtlosigkeit) so will, geht es dann wieder gegen die Falschen: die ihr gerade abbezahltes Autochen (im Gegensatz zu Offroader-Nahkampfkarossen mit grünen Plaketten) noch zu Ende fahren wollen und (zum größten Teil von Berufs wegen) auch müssen. Wenn Parteien, was sie programmatisch nicht erreichen konnten, das Derivat davon als eine Art Ersatzhandlung gegen „den kleinen Mann“ exorzieren, ist das für mich identisch mit dem alten Prinzip „Nach oben buckeln – nach unten treten“. Die Welt verdient weder das UM davor noch die ZONE danach! HANS-CHRISTIAN KRÜGER, Berlin

Bäume als „Biofilter“

■ betr.: „Umweltzone allein wird’s nicht richten“, taz vom 3. 2. 10

Die Überschrift des Artikels „Umweltzone allein wird’s nicht richten“ trifft ins Schwarze. Es müssten u. a. auch die ökologisch wertvollen Bäume in den Umweltzonen der Städte erhalten bleiben. Zusätzlich müssten zahlreiche Bäume und Büsche als wirksame „Biofilter“ angepflanzt werden. Stattdessen werden in den Umweltzonen immer mehr Bäume unnötig gefällt. Dabei könnten sie sowohl die gesundheitsschädliche Feinstaub-, als auch die CO2-Belastung der Stadtluft auf sehr kostengünstige, natürliche Weise reduzieren.

Das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) weiß, wie eine klimaschutzgerechte, zukunftsorientierte Stadtentwicklungspolitik aussehen müsste. Es fordert u. a. mehr unbebaute Freiflächen in den Städten, durch die Hitze abziehen kann, und mehr Grünflächen. Im Zuge der Klimaerwärmung werden wir es künftig zunehmend mit gesundheitsgefährdenden Hitze- und Trockenperioden zu tun haben. Angesichts dessen die Schatten spendenden, ihre Umgebung kühlenden Bäume abzuholzen ist kontraproduktiv. Immer mehr BürgerInnen verschiedenster Couleur gründen Initiativen, in deren Rahmen sie sich für den Erhalt des Stadtgrüns einsetzen. Das Stadtgrün ist beispielsweise für die Lebensqualität in der dicht besiedelten Millionenstadt Berlin unverzichtbar. Für zahlreiche bedrohte Tierarten bietet die Stadtnatur dringend benötigten Lebensraum. ANUSCHKA GUTTZEIT, Berlin