Ende eines schwelenden Konflikts

TARIFE In Niedersachsen einigen sich Diakonie und Gewerkschaft – das könnte bundesweit Schule machen

„Wir sind froh über einen gemeinsamen guten Weg“

Christoph Künkel, Diakonie

Im Streit um die Bezahlung der 1,3 Millionen Beschäftigten der Kirchen und ihrer Wohlfahrtsverbände gibt es in Niedersachsen eine bundesweit wegweisende Einigung. Die Gewerkschaft Ver.di und die Diakonie vereinbarten, künftig miteinander Tarifverträge abzuschließen, die an die Stelle rein kircheninterner Entgeltverhandlungen über den „Dritten Weg“ treten. Das teilte Ver.di gestern in Hannover mit.

Bundesweit ringen die Gewerkschaft und die Kirchen um den Dritten Weg, der keine Gewerkschaftsbeteiligung und kein Streikrecht vorsieht. Ver.di möchte bundesweit gewöhnliche Tarifverhandlungen durchsetzen. Das Bundesarbeitsgericht bestätigte die derzeitige Praxis Ende 2012 zwar, forderte aber eine bessere Beteiligung der Gewerkschaften. Auch das Streikverbot wurde gelockert.

Die Einigung bedeutet zunächst mehr Geld für die 30.000 Diakonie-Beschäftigten in Krankenhäusern und Altenheimen in Niedersachsen. Das Klinikpersonal erhält in drei Schritten 5,5 Prozent mehr, die Altenpfleger bekommen 2,5 Prozent. Vorangegangen war ein seit mehr als zwei Jahre schwelender Konflikt.

Was das Vorgehen in Niedersachsen für die Zukunft des Dritten Weges bedeutet, sehen beide Seiten weiter unterschiedlich. Ver.di wertete die Tarifpartnerschaft mit der Diakonie gestern als Ende des Dritten Weges, die Diakonie selbst sah sich weiter innerhalb der Grenzen des kirchlichen Arbeitsrechts. Wie eine Diakonie-Sprecherin erklärte, sei es Aufgabe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), über einen Rechtsrahmen zu entscheiden.

„Wir sind froh, dass wir jetzt einen gemeinsamen guten Weg mit den Gewerkschaften begonnen haben“, sagte der Vorstandssprecher der niedersächsischen Diakonie, Christoph Künkel. Damit rücke das große Ziel näher: ein landesweiter Flächentarifvertrag Soziales.  (dpa)