SCHAU FENSTER
: Real-Estate-Investment-Trust: eine steuerfreie Gesellschaft

Es gibt nichts Schöneres, als bei schönem Wetter Bordsteinschwalben gleich auf der Straße zu stehen, das ein oder andere Bierchen zu süppeln und Weisheiten an die Mitmenschen zu bringen. Oder sich welche abzuholen. Da es sich allerdings um Kunst und nicht um herkömmliche Prostitution handelt, bleibt das Geld eher außen vor. Party Arty Diktator Jan Kage kennt dies Spiel nun auch schon seit Jahren und veranstaltet seit ziemlich genau zwei Jahren in einem gefühlt 25 Meter langen Schaufenster Ausstellungen. Der Ort heißt dann auch „Schau Fenster“ und lehnt sich so an die Befehlsattitude Kages bzw. dem zwanglosem Umgang mit um Aufmerksamkeit heischender Provokation an. In der Regel geht es hier aber um das Treffen von Bekannten, darum, neue Leute kennenzulernen. Man bekommt aktuelle Werke zu sehen, quatscht darüber oder flüchtet sich in die Menge. Vernissagenleben! Nach der Eröffnung ist das „Schau Fenster“ einmal die Woche geöffnet, aber immer einsehbar. Zurzeit haben die Künstlerinnen Jessica Buhlmann und Joanna Buchowska Werke von neun KünstlerInnen unter den Namen „Reit“ (Real-Estate-Investment-Trust) zusammengestellt. Womit wir beim lieben Geld wären, bei absurden Ausschlusspolitiken elitärer Gemeinschaften (Heidi Sill/Bild), bei kryptischen Kunstkonzepten, die so logisch wie das geheime Wissen der Bänker sind (Michael Schultze), oder Ölspuren, die so wertvoll erscheinen, dass M. K. Kähne sie in Schatullen präsentiert. MJ

■ Bis 16. Juni, Sa., 15–18 Uhr, Lobeckstr. 30–35