betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Gott kommt ins Ballhaus Ost! Jawohl, so steht es auf deren Webseite: Gott kommt ins Ballhaus Ost. Na, vielleicht nicht der Gott, den Sie jetzt meinen. Sondern ein anderer, der an diesem Samstag, wenn im Londoner Wembley Stadion das Champions League-Finale Bayern München – Borussia Dortmund ausgetragen wird, vielleicht auch ganz passend ist. Gemeint nämlich ist in diesem Fall der argentinische Jahrhundertfußballer Diego Maradona, der wohl auch weniger Gott als der Clown Gottes ist. Verehrt, vergöttert, verachtet. Hoch gestiegen, tief gefallen, immer wieder aufgestiegen. Und eben ein Fußballspieler, wie es so schnell keinen zweiten mehr gibt. Der Theatermacher und Bühnenbildner Aljoscha Begrich, der u. a. im argentinischen Buenos Aires Kulturgeschichte und Philosophie studierte, wird am Samstag eine Lecture Performance halten. Anschließend gibt es dann ein Screening des Finales auf Großleinwand im Ballhaus Ost. (Ohne Maradona, aber mit Lewandowski hoffentlich!). Der Abend geht nach dem Abpfiff nahtlos in Party über. Es legt dann u. a. DJ Zorro Schneider auf. Das Champions League-Finale mit Fest und Link zu letzten Fragen! (Ballhaus Ost: „Gott kommt ins Ballhaus Ost. D10S. Eine Hommage an Diego Maradona“, 25. Mai, 19.30 Uhr).

Letzte Fragen behandelt auch René Pollesch in seinem Stück, das anders als der Titel „Der General“ vermuten lässt, vom Kontrollverlust im Alter handelt. Und vom finalen Kontrollverlust: dem Tod. Was können da alle Warnungen vor den Gefahren bedeuten: Wenn am Ende das Leben doch tödlich endet. René Pollesch hat ja schon länger einen Hang zum Existenziellen und gräbt tiefer nach höherem Sinn. Hat ihn erst lange die Liebe beschäftigt, geht es nun weiter mit dem Tod. (Volksbühne: „Der General“, 23. Mai., 19.30 Uhr).

Aber vor dem Tod kommt erst mal das Leben und das Theater vielleicht auch. Das Theater der ganz Jungen ist vom 24. Mai bis 1. Juni in Berlin zu Gast. Dann nämlich findet der Bundeswettbewerb für das Jugendtheater der Berliner Festwochen „Theatertreffen der Jugend“ statt. Das Treffen gibt es inzwischen seit 34 Jahren und ist immer öfters wirklich das, als was es 1979 gegründet worden ist: ein Schaufenster für neue Theatersprachen und Denkansätze. Denn die Jugendlichen, deren Theaterformen hier vorgestellt werden, leben und produzieren bereits in der Zukunft, die viele an den Stadt- und Staatstheatern bereits hinter sich haben. (Haus der Berliner Festspiele: „Theatertreffen der Jugend“, 24. 5.–1. 6., alle Infos unter: www.berlinerfestspiele.de).

■ Mehr Theater:

Displaced Women SEITE 3