UNTERM STRICH

Immer mehr Steine werden der Kunst in Ungarn in den Weg gelegt. Wegen angeblich sexuell anstößiger Bilder hat die Verwaltung des 9. Budapester Stadtbezirks eine Ausstellung des ungarischen Malers Marton Des verboten. Die Werkschau des jungen Künstlers hätte am Mittwoch in der Ferencvarosi Pincegaleria eröffnet werden sollen, die von der rechtskonservativen Bezirksverwaltung betrieben wird. Wie Des am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur MTI sagte, hätten ihm Mitarbeiter der Bezirksverwaltung nach einer „moralischen Überprüfung“ der Bilder mitgeteilt, dass die Eröffnung verschoben werde. Die Exponate sollten neu ausgewählt werden. Auf seiner Facebook-Seite warf Des der Bezirksverwaltung Zensur vor. Den Anstoß habe ein lokaler Politiker der Regierungspartei Fidesz (Bund Junger Demokraten) gegeben. Dieser habe sich über die Einladungskarte empört, auf der – an die Südsee-Bilder Paul Gauguins erinnernd – Frauen mit nacktem Oberkörper zu sehen waren. Die Leiterin der Galerie, Betty Toth, erklärte gegenüber MTI, dass lediglich aus technischen Gründen die Eröffnung verschoben worden sei. Des rief die Kunstinteressierten dazu auf, dennoch am Mittwochabend vor der Pincegaleria zu erscheinen, um gegen die „Zensur“ in Ungarn zu demonstrieren.