ANDREAS RÜTTENAUER ÜBER SYMBOLPOLITIK VOR DEM CL-FINALE
: Die Authentizitätsmaschine

Jürgen Klopp kann alles verkaufen. Er macht für beinahe alle, die es sich leisten können und wollen, Werbung – für seinen Arbeitgeber, die Borussia Dortmund Kommanditgesellschaft auf Aktien, natürlich sowieso. Auch war der Mann, der hauptberuflich Fußballtrainer eines Champions-League-Finalisten ist, schon für drei verschiedene Automarken lächelnd am Steuer. Er hat sich für einen niederländischen Elektronikkonzern rasieren lassen und ist für Banken mit seinem Hund durch Wälder gelaufen.

Letzteres stand unter einem Interview, das der Guardian mit Klopp geführt hat. Gut angekommen ist es wohl, das Interview, für das sich Klopp, der in den Tagen vor dem großen Finale bislang nicht eine Pressekonferenz gegeben hat, von diesem anderen Herzogenauracher Sportartikelhersteller hat kaufen lassen, und das die englische Zeitung wiederum dem Sportartikelhersteller abgekauft hat. Das Geschäft hat sich gelohnt.

Denn Klopp hatte ein bestimmtes Ziel. Er war als Image-Botschafter seines Klubs unterwegs, den er als das Gute schlechthin im Fußball darstellt: als James Bond, der mit bescheidenen Mitteln gegen den Bösewicht FC Bayern kämpft; als Arbeiterklub, der noch „ein echter Verein“ sei und kein Unternehmen. Der BVB ist demnach so toll, dass den neutralen Fans nichts anderes übrig bleibt, als den deutschen Vizemeister zu unterstützen. Was für ein grandioser Unsinn!

Das irrwitzige Geschäft des Profifußballs, das in der Spitze von Teams, die nur aus Millionären bestehen, betrieben wird, braucht Menschen wie Klopp, um die Bodenhaftung nicht gänzlich zu verlieren.

Und das soziale Genie Klopp macht mit einem Handstreich aus dem ersten börsennotierten Fußballklub des Landes einen Arbeiterverein. Als Mann, der weit über 3 Millionen Euro im Jahr verdient.

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