Sprachlos süchtig

Man stelle sich vor, man lebe in einer Großstadt in einem fremden Land, ohne Kontakte, ohne Geld. Vor allem aber, ohne die Landessprache zu beherrschen. Nur allzu verlockend ist dann die Aussicht auf schnelles Geld, das neben der Familie auch den Status sichert. Abuzer Cevik, Drogenberater bei Kodrobs, kennt etliche solcher Fälle, so wie den von Mehmet Sahin* (Name geändert). Der sei mit seiner Frau in die Beratung gekommen, um gegen seine Spielsucht zu kämpfen. „Gleichzeitig war er aber noch immer fasziniert von seinem anfänglichen Gewinn von 10.000 Euro.“

Spielsucht ist laut Cevik die am weitesten verbreitete Suchtkrankheit unter türkischen Migranten. Während jugendliche Türken, die in Deutschland aufwachsen, wie ihre deutschen Altersgenossen oft Probleme mit Drogen hätten, betreffe die Spielsucht hauptsächlich die Männer zweiter, manchmal auch dritter Generation. Von Freunden oder Arbeitskollegen animiert, erlägen sie dem anfänglichen Gewinnrausch, ohne zu begreifen, dass sie langfristig gegen die Automaten keine Chance haben.

Die Frauen, sagt der Sozialpädagoge Cevik, „leiden still unter der Sucht der Männer“, da sie in der türkischen Gesellschaft meist unter den Männern stünden. In den Familien komme es zu Streit und dadurch wieder zu Flucht in die Daddelhallen.  AL