Neue Lücke vermeiden

Senat verspricht zwei neue ASD-Stellen für Bergedorf. Sichtung von 33.000 alten Kinderakten nicht möglich. Etat für Familienhebammen um 122.000 Euro erhöht

Zugeständnisse für eine bessere Ausstattung der Allgemeinen Sozialen Dienste (ASD) lässt sich der Senat offenbar nur tröpfchenweise abringen. Am Donnerstagabend gab Finanzbehördenstaatsrat Detlev Gottschalk im Jugendausschuss bekannt, dass nun auch der Bezirk Bergedorf zwei zusätzliche ASD-Stellen bekommt. Bislang sah es so aus, als ob dieser kinderreiche Bezirk leer ausgehe.

„In Sachen ASD hat sich Oppositionsarbeit gelohnt“, bilanziert die SPD-Jugendpolitikerin Andrea Hilgers und spricht von „vier Tranchen“, um die die rund 250 Mitarbeiter der für den Kinderschutz unverzichtbaren Ämter verstärkt werden. Da wäre erstens die siebenköpfige „Task Force Kinderschutz“, zweitens die Nachbesetzung der 21 vakanten Stellen, für die bereits 20 Sozialarbeiter engagiert sind. Das „dritte“ Paket sind demnach die zehn auf zwei Jahre befristeten Stellen.

Politischen Streit gibt es um die darüber hinaus nötigen Sollstellen: Die Bezirksamtsleiter fordern bekanntlich 15 davon sofort, die Finanzbehörde will den Bedarf zunächst in einer Arbeitsgruppe klären, rückt nun aber für Bergedorf, wo es viele Neubauten gibt, von dieser Linie ab. Weil die Lage in Harburg ähnlich sei, fordert die GAL auch dort frische Stellen.

Doch die ASD sind überaltet, die Finanzbehörde rechnet allein in 2006 mit 18 Pensionierungen. Auch diese würden zügig und extern nachbesetzt, versicherte Gottschalk im Ausschuss, damit keine neue Lücke entstehe.

Weniger zufrieden war die Opposition mit der Reaktion des CDU-Senats auf weitere Forderungen zum Kinderschutz. So verharren SPD- und GAL-Anträge für mehr Kita-Ganztagsplätze für sozial benachteiligte Kinder weiter im Beratungsstadium. Um das Thema am Kochen zu halten, plant die Opposition nun eine Expertenanhörung.

Auch den Antrag für eine Aufarbeitung aller Jugendamtsakten seit 2000 lehnt der Senat ab. Die SPD hält dies für sinnvoll, weil die jüngsten Fälle vernachlässigter Kinder bei den Ämtern aktenkundig waren. Indes müssten, so legte Sozialbehördenstaatsrat Klaus Meister dar, hierfür 33.000 Akten in Papierform durchgelesen werden, was für die ASD nicht zu schaffen sei. Eine Software mit digitalen Akten, die eine schnellere Sichtung ermöglicht, gebe es erst ab 2007.

Endlich umgesetzt wird indes der seit Sommer versprochene Ausbau des Familienhebammen-Programms. Hier wurden bislang sieben Projekte mit 220.000 Euro gefördert. Laut Sozialbehörde wird dieser Etat um 122.000 Euro aufgestockt, in Altona, Bergedorf, Billstedt, Jenfeld, Wilhelmsburg und auf der Veddel sollen Hebammen engagiert werden. Der Kinderschutzbund wird nicht zufrieden sein: Er hatte sie für jeden Ortsteil verlangt. Kaija Kutter