KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT ÜBER DEN NEUEN SANIERUNGSPLAN FÜR OPEL
: Neustart mit Schrammen

Es war eine Zangen- und Notgeburt. Aber jetzt liegt er vor, der „umfassende Zukunftssicherungsplan“ von General Motors, den der Konzern für seine europäische Tochtergesellschaft Opel und deren britische Schwester Vauxhall geschmiedet hat.

Den Belgiern wird er nicht gefallen, weil das Opelwerk in Antwerpen wohl geschlossen wird. Auch nicht den Betriebsräten und Arbeiterführern der IG Metall, die vergeblich von einer Mitarbeiterkapitalbeteiligungsgesellschaft träumten, die sie in Personalunion dann auch angeführt hätten. Und auch all jenen deutschen Politikern, die sich zuvor bedingungslos für die Übernahme von Opel durch Magna und seine fast bankrotten russischen Freunde eingesetzt und mit Staatsknete-Offerten an den österreichischen Zulieferer wechselseitig überboten hatten – allen voran Hessens Ministerpräsident Roland Koch –,wird der Plan nicht schmecken.

Doch das sind Petitessen im Vergleich zu dem, was auf der Habenseite zu verbuchen ist. Natürlich muss der Verlust von 8.000 Arbeitsplätzen in Europa schmerzen – aber auch Magna wollte bei Opel 11.000 Stellen abbauen. General Motors will jedoch bis 2014 rund 11 Milliarden Euro in die europäischen Standorte von Opel und Vauxhall pumpen, um damit eine zwingend notwendige Produktoffensive mit „grüner“ Technologie zu starten. Nach einer Kapazitätsreduzierung von 20 Prozent würden dann schon 2011 in Europa wieder Gewinne erwirtschaft, so die Prognose. Wird also alles wieder gut bei Opel?

Nur, wenn die Regierungen jener Länder, an denen Opel seine Standorte unterhält, ihre Geldbörsen wieder öffnen. Und wenn General Motors seinen eigenen Sanierungsbeitrag von 600 Millionen Euro noch einmal ordentlich aufstockt. Darauf besteht etwa ein Roland Koch ganz zu Recht.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8