Kölner Fans bleiben zu hause

Wer den 1. FC Köln auswärts begleiten will, soll sich namentlich registrieren lassen. Die Kritik der Fans richtet sich vor allem gegen den letzten Punkt der Verordnung: Fanclubs haften für ihre Mitglieder

VON HOLGER PAULER

Die Ankündigung des Fußballbundesligisten 1. FC Köln, als bundesweit erster Profiverein den freien Verkauf von Karten für Auswärtsspiele zu stoppen, hat die Fanszene aufgeschreckt. Mitglieder der Kölner Fanclubs wollen sich heute treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. „Wir wollen den Dialog mit den Verantwortlichen des Vereins suchen, um zumindest einen Teil der Vorhaben rückgängig zu machen“, sagt Pascal Göllner, Vorsitzender der „Wilden Horde“. Dem Club gehören 500 Fans der so genannten „Ultras“ an – einer Gruppierung, die vor allem durch Choreografien und Gesänge auffällt.

Vergangene Woche hatte der 1. FC Köln angekündigt, dass nur noch Vereinsmitglieder sowie Mitglieder des Fanprojekts und der gut 1.000 Fanclubs Tickets für die Spiele außerhalb von Köln bekommen. Zudem sollen die Fanclubs und deren Vorsitzende bei etwaigen von ihren Mitgliedern verursachten Schäden haften. „Was die Strafen anbetrifft, liegen wir im oberen Bereich. Wir haben Angst, dass wir ein Geisterspiel verordnet bekommen“, begründete der Fanbeauftragte des 1. FC Köln, Rainer Mendel, den Schritt des Vereins. Das Kölner Fanprojekt, das sich mit Sozialarbeit seit mehr als zehn Jahren um die Belange der Fans kümmert, sei nach eigenen Angaben nicht in die Entscheidungen einbezogen worden.

Schon jetzt sei es schwierig für nicht registrierte Fans an Auswärtskarten zu kommen, sagt Pascal Göllner. Der FC hat vor zwei Jahren die Auswärtsdauerkarte eingeführt. Das Angebot wurde gut angenommen, die Namen der Fans sind dem Verein bekannt. „Uns stört, dass die Fanclubs und deren Vorsitzende im Schadensfall persönlich für ihrer Mitglieder haften sollen“, so Göllner. Ein Anwalt soll die rechtlichen Grundlagen das Vorhabens des Vereins prüfen.

„Wir haben andererseits durchaus Verständnis dafür, dass etwas passieren muss“, sagt Göllner. Es habe bei Auswärtsspielen leider einige Zwischenfälle gegeben. In den vergangenen zwei Jahren entstand dem Verein durch Fanausschreitungen ein Schaden von 100.000 Euro. Beim Auswärtsspiel in Hamburg am 3. Dezember des vergangenen Jahres warf einen Schlagzeugstock auf das Spielfeld und verletzte dabei den HSV-Spieler Alexander Laas am Kopf. Beim letzten Spiel vor der Winterpause in Bielefeld hat es ebenfalls Ausschreitungen gegeben.

„Fans werden von den Verantwortlichen schon seit langem als unliebsames Anhängsel dargestellt“, sagt Wilko Zicht vom Bündnis Aktiver Fußball-Fans (BAFF). Die Ausschreitungen in den Stadien hätten in den vergangenen Jahren eher abgenommen. Im Vorfeld der Fußball-WM werde versucht, Fans von den Spielen auszuschließen. „Das Publikum soll ausgetauscht werden“, so Zicht. Die zahlungskräftigen Zuschauer fühlten sich durch singende und schreiende Fans belästigt.

Ein besonderes Problem sieht Zicht in den Stadionverboten: In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des 1. FC Köln steht, dass nur diejenigen Fans eine Karte bekommen dürften, die noch nie in ihrem Leben ein Stadionverbot hatten – egal ob zurecht oder zu Unrecht (siehe Kasten). Einmal auffällig gewordene Fans können so ihr Leben lang von Auswärtsspielen ausgeschlossen bleiben. „Wir hoffen nicht, dass das Kölner Beispiel Schule macht“, sagt Zicht.

Die Verantwortlichen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) sehen dies anders: „Wenn die Ideen den gewünschten Erfolg bringen, könnten sie in der Liga rasch Nachahmer finden“, sagte DFL-Kommunikationsdirektor Tom Bender. Doch bislang halten sich die anderen Vereine zurück. „Im Moment gibt es für uns keine Veranlassung, ein ähnliches System einzuführen“, sagt Gerd Voss, Sprecher von Schalke 04. „Die Fans haben es selbst in der Hand.“ Der Schalker Fan-Club Verband organisiert für Mitglieder und Nicht-Mitglieder Fahrten zu Auswärtsspielen. Darüber hinaus können sich die Fans auch persönlich um die Eintrittskarten kümmern. Bei den übrigen NRW-Bundesligisten sieht es ähnlich aus. Der Kölner Fanbeauftragte Rainer Mendel glaubt dennoch, dass die meisten Fanclubs des FC einwilligen werden. „Wenn nicht, bekommen sie halt keine Karten mehr.“