Badeschaum bis zur Decke

Rüschige Farbenwelten: Das Künstlerhaus FRISE zeigt neue Arbeiten von Dorothea Goldschmidt und Mark Noll

Wenn die Party zu Ende ist, gibt es in den Ohren manchmal dieses Rauschen. Dann geht das Blut zu Bett. Und ein neuer Tag ersteht aus dem Dämmern des Morgens.

Die Künstlerin Dorothea Goldschmidt erzeugt diese Stimmung allein mit einem schwarz gestrichenen Raum, der die Besucher zur Zeit im Künstlerhaus FRISE empfängt. Schablonenhaft sind Luftschlangen und Ballons an den Wänden zu erkennen – das Dekor. Die Atmosphäre taumelt zwischen Schlummer und Mut zu neuen Begegnungen.

Goldschmidt selbst sucht beim Arbeiten stets ähnliche, künstlich gestaltete Orte auf: Spielzeugläden und Jahrmärkte. Schauplätze der überbordenden Sehnsucht und Verführung. Dann reduziert sie die rüschige Farbenwelt von Mädchenspielzeug auf starre, filigrane Töne und Muster: reines Rosa und Violett (aufgetragen mit Filzmalern) und das Raster der Kacheln in Barbies Badezimmer. Und übersteigert die Phantasiewelt, indem sie den Badeschaum bis zur Decke steigen lässt. Dadurch, dass sie zusätzlich die weißen Stellen aus dem Papier herausschneidet, entstehen Zeichenarbeiten, die Kindheitserinnerungen und Träume verletzlich erscheinen lassen.

Mark Noll, der zwei weitere Räume der Ausstellung mit Skulpturen und Fotos bespielt, arbeitet ebenfalls mit einer sehr persönlichen Auswahl von Motiven: Selbstporträts von GymnasialschülerInnen und Darstellungen von jungen Männern, die sich auf eine Kontaktanzeige Nolls im Internet meldeten. Letztere sind in seiner Dia-Projektion Gayromeo zu sehen. Bild für Bild wird der Betrachter weitergebeamt. Dringt für fünf Sekunden in die Welten fremder Menschen, die – meist halbnackt – vor der Kamera posieren und sich wahlweise lässig, sehnsuchtsvoll oder dominant geben.

Nolls Zeichnungen drehen sich vor allem um die Körperhaltung und Blicke der Kontaktsuchenden. Daraus entsteht ein aufschlussreiches kleines Lexikon der Selbstdarstellung. cts

Fr–So 16–18 Uhr, Künstlerhaus FRISE, Arnoldstraße 26–30; bis 29.1.