Kurzkritik: The Musical Box in der Glocke
: The Lamb Lies Down On Broadway

So beknackt, dass es gelingen muss: 30 Jahre, nachdem Genesis „The Lamb Lies Down On Broadway“, das letzte Album mit Peter Gabriel, aufnahmen und in beispielloser, finanziell ruinöser Materialschlacht auf die Bühne brachten, um dann – musikalisch immer öder – zu einer der erfolgreichsten Rock-Bands der Welt zu werden, unternahmen The Musical Box – auch der Titel eines alten Genesis-Stücks – aus Kanada die Wiederbelebung. Anhand weniger verbliebener Dokumente (niemand dachte über Zweit- und Drittverwertung nach) rekonstruierten sie die Original-Show samt Diashow, Schwarzlicht und Kostümen.

Die Story: Real steigt vom Broadway hinab in die Unterwelt, die sich als seine Psyche entpuppt. Auf Doppelalbum-Länge ergibt das eins jener gefürchteten Konzeptwerke des 70er-Jahre-Rock. Da Genesis aber die Komposition stets über Ego-Trips stellten und in Gabriel einen Frontmann besaßen, der – teils bizarr gewandet – einen abseitigen Humor zur Schau stellte, ist „The Lamb Lies Down On Broadway“ weit eher goutierbar als andere Werke jener Zeit, die sich mit Trollen, Elfen und endloser Zurschaustellung ihrer Virtuosität befassten. Die Geschichte selbst? Nicht so wichtig – letztlich vermag nur die Fiktion der Reise ins Ich die disparaten Ideen zu umklammern. Die angesichts horrender Preise zwischen 42 und 52 Euro gut gefüllte Glocke war begeistert von der bis ins letzte Detail liebevoll vollzogenen Zeitreise und erklatschte zwei Zugaben. Andreas Schnell