Einsame Spitze im Norden

Bremer Uni schafft Vorauswahl bei Exzellenzinitiative – als einzige im Norden. Rektor erklärt Leistung zum „obersten Gebot“. Und fordert, der Senat müsse die Etat-Kürzungen nochmals überdenken

Bremen taz ■ Ein einzelner Leuchtturm weit und breit: Als einzige Universität in ganz Norddeutschland und als bundesweit einzige zu BRD-Zeiten neu gegründete Hochschule hat die Bremer Universität am Freitagabend den Sprung in die Vorauswahl zum begehrten Titel „Spitzen-Uni“ geschafft. Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und Wissenschaftsrat hätten mit diesem Votum die „10 bis 15 Jahre erfolgreich praktizierte Strategie“ des Umbaus der Bremer Uni ausgezeichnet, sagte Uni-Rektor Wilfried Müller der taz: „Das ist mehr, als wenn Werder Bremen Meister wird.“ Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) sprach von einem Vertrauensbeweis für das „ungeheure Leistungsprofil“ der Uni. Das Gerede von der „roten Kaderschmiede“ sei eine „olle Kamelle“.

Bundesweit hatten sich 27 Unis an der vom Bund ausgelobten „Exzellenzinitiative“ beteiligt, zehn schafften es in die Vorauswahl: vier aus Baden-Württemberg, drei aus Bayern, die RWTH Aachen, die FU Berlin und die Uni Bremen. Die ausgewählten Hochschulen, urteilten die Experten, hätten „das Potenzial, als Institution international herausragend zu werden“ (siehe Kasten). Bis 20. April müssen sie nun en detail darlegen, wie sie sich zur „interdisziplinären Forschungs-Uni“ wandeln wollen. Besteht die Bremer Uni auch die Endausscheidung im Oktober, winken ihr fünf Jahre lang je 21 Millionen Euro zusätzlich, drei Viertel davon vom Bund.

Welche Gründe im einzelnen die Jury bisher von Bremen überzeugten, blieb gestern unklar. Gepunktet habe man wohl mit den Kooperationen über die Universitätsgrenzen hinaus, bei der Interdisziplinarität der Forschung sowie mit den Vorschlägen für ein Personalauswahl- und Entwicklungskonzept, das gute ForscherInnen gezielt fördere, mutmaßte Müller.

In diese „Forschungsfördertreppe“ will die Uni auch einen Großteil der Zusatzmittel investieren, sollte sie im Herbst den endgültigen Zuschlag bekommen. Angedacht seien etwa zusätzliche Forschungssemester für Junior-Profs, Stipendien für Doktoranden und Post-Docs sowie Sach- und Reisemittel für forschungsengagierte Master-Studierende. Müller: „Es müssen sich alle vergegenwärtigen, dass Leistung das oberste Gebot ist.“

Dass es in dem Bundeswettbewerb auf Druck der Länder ausschließlich um Konzepte zur Forschungs-Förderung ging, bedauerte Müller ausdrücklich. Nichtsdestotrotz werde auch die Lehre von einer „Spitzen-Uni“ Bremen profitieren. So soll es im fünften und sechsten Semester wieder Projekte der „forschenden Lehre“ geben – eines der Gründungs-Konzepte der Uni.

Vom Bremer Senat forderte Müller gestern, die Kürzungen beim Uni-Etat nochmals zu überdenken – und zwar unabhängig vom Ergebnis der Endrunde im Oktober. Denn, so Müller: „Die Sensation ist eigentlich schon erfolgt.“ Armin Simon