Monopoly geht dem Ende entgegen

IMMOBILIEN Der landeseigene Liegenschaftsfonds will künftig nicht mehr nur aufs Geld gucken

Berlin bleibt mehr und mehr auf seinen landeseigenen Immobilien sitzen. Verkaufte der Liegenschaftsfonds des Landes Berlin 2008 noch Immobilien im Wert von 234 Millionen Euro, betrugen die Erlöse 2009 nur noch 156 Millionen Euro. Das sagte der Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

„Das Jahr 2009 war ein schwieriges Jahr für die Immobilienbranche“, so Lippmann. Infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise seien nicht nur die Verkäufe zurückgegangen; auch die Käuferschicht habe sich geändert. So gingen 2008 noch 20 Prozent der Grundstücke an internationale Anleger, 2009 war es nur noch ein Prozent. „Die Käufer kamen 2009 fast alle aus Berlin und Deutschland“, so Lippmann – und fast alle konnten einen hohen Eigenkapitalanteil vorweisen.

Dass die Krise auch eine Chance ist, betonte Finanzstaatssekretär Christian Sundermann. „Wenn eine Schule leersteht, soll man lieber noch mal prüfen, ob man sie nicht bald wieder braucht. Wir können schließlich nur einmal verkaufen.“ Im Gegensatz zu seinem Vorgänger will Sundermann deshalb auch mehr auf „qualitative Kriterien“ schauen. So sollen künftig Aspekte der Stadtentwicklung, der Wohnungspolitik und der Wirtschaftspolitik stärkeres Gewicht gegenüber dem bloßen Verkauf an den Meistbietenden bekommen. Ähnliches hatte schon die SPD-Fraktion auf ihrer Klausurtagung im Januar angekündigt.

Neue Wege will der Liegenschaftsfonds auch bei der Vermarktung gehen, wie Geschäftsführer Lippmann betonte. So seien seit 2008 insgesamt 41 Grundstücke bei Auktionen angeboten worden. 38 davon wurden verkauft. Darüber hinaus arbeitet der Fonds mit den Bezirken zusammen, um besondere Grundstücke gemeinsam zu entwickeln. Beispiele dafür sind der Humboldthafen oder die Rummelsburger Bucht.

Weniger Glück hatte Berlins Herr der Immobilien mit den Baugruppen. Von den fünf Grundstücken, die 2009 angeboten wurden, wurde nur eines verkauft, räumte Lippmann ein. Auch in diesem Jahr sollen wieder fünf Grundstücke zum Festpreis an Baugruppen vergeben werden. „Diesmal aber mehr im Innenstadtbereich“, so Lippmann. Erstmals ist mit der Iranischen Straße 3 im Wedding auch ein Bestandsgebäude für Baugruppen vorgesehen. Bislang hat dort Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) seinen Sitz.

UWE RADA