FRAUENLEID UND BUCHERFOLG

Individuelle Leidensgeschichten von Frauen begleiten oft politische und gesellschaftliche Debatten. Manchmal auch Kriege. Sie verkaufen sich gut im Buchladen und im Supermarkt. Und die Lizenzen lassen sich problemlos an Verlage in anderen Ländern verkaufen. Ein Klassiker des Genres ist „Nicht ohne meine Tochter“ von Betty Mahmoody. Das Buch erschien, als der Iran das letzte Mal auf der Schurkenliste der USA stand. Es blieb monatelang in den Bestsellerlisten. Seit dem 11. September sind zahlreiche Bücher hinzugekommen, die Frauenschicksale in mehrheitlich muslimischen Ländern beschreiben. Noch während des Bombardements von Afghanistan erschien der Bericht einer jungen Afghanin. „Latifa“, so das Pseudonym der Autorin, veröffentlichte damals „Das verbotene Gesicht. Mein Leben unter den Taliban“. Vor wenigen Monaten kam der Bericht einer saudi-arabischen Fernsehansagerin in die Buchläden. Rania Al-Baz: „Défigurée“ („Entstellt“, bisher nur auf Französisch) beschreibt die Gewalt ihres Exmannes gegen sie. Eine Palästinenserin mit dem Pseudonym „Souad“, die Opfer eines Brandanschlags ihrer eigenen Familie wurde, veröffentlichte „Bei lebendigem Leib“. Eine junge Französin aus einer nordafrikanischen Einwandererfamilie, „Leila“, veröffentlichte ein Buch über ihre Zwangsverheiratung: „Zur Ehe gezwungen“. Und die Afrikanerin „Khady“ beschrieb, wie sie als kleines Mädchen sexuell verstümmelt wurde: „Die Tränen der Tochter“ (in Deutschland noch nicht erschienen). Mukhtar Mais Buch „Die Schuld, eine Frau zu sein“, das am 8. Februar auf Deutsch erscheint und eine „Ehrenvergewaltigung“ in Pakistan beschreibt, gehört ebenfalls in dieses Genre. DORA