Ein Frosch für alle Fälle

GRÜNE Merkel quälen, Laubfrosch wählen: Fünf Gründe, warum die Partei im Wahlkampf auf den neuen Sympathieträger setzen sollte

■ Mitgliederentscheid: Die gut 60.000 Grünen-Mitglieder stimmen derzeit über die neun wichtigsten Projekte für eine Regierungsbeteiligung ab. Der Laubfrosch ist mit dabei. Am 12. Juni geben die Grünen das Ergebnis bekannt. Die taz dokumentiert die grüne Frosch-Offensive.

■ 27. April: Cem Özdemir und Claudia Roth schenken SPD-Chef Sigmar Gabriel auf dem Grünen-Parteitag in Berlin einen Plüschfrosch.

■ 21. Mai: Die taz berichtet über Befürchtungen in der Partei, die Basis könne die Energiewende ignorieren und stattdessen für den Laubfrosch stimmen.

■ 21. Mai: Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt und Bayerns Landeschef Dieter Janecek stellen sich auf Twitter hinter den Frosch.

■ 24. Mai: Undine Kurth, Tierschutzexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion, sagt: „Wählt den Laubfrosch!“ (us)

AUS BERLIN ULRICH SCHULTE

Lautstärke und Rhetorik: Laubfrösche sind stimmgewaltige Tiere. Die Männchen locken mit lauten, wohlklingenden Balzchören (in etwa: „äpp-äpp-äpp!“) die Weibchen an; in lauen Mainächten sind ihre Rufe kilometerweit zu hören.

Die Frösche sind deshalb bei der direkten Wähleransprache ein nicht zu unterschätzender Faktor. Klug eingesetzt leisten sie auch am Wahlkampfstand in der Fußgängerzone wertvolle Unterstützung. Besonders in der Abenddämmerung.

Langer Atem: Ein guter Wahlkämpfer braucht Kondition, meist fällt die Entscheidung auf den letzten Metern. Beispiel Niedersachsen: CDU-Ministerpräsident David McAllister schien lange unangreifbar, die Piraten nervten, trotzdem schafften die Grünen zusammen mit der SPD am Ende den Wechsel.

Der Laubfrosch kann nicht nur schwimmen, er unternimmt auch kilometerlange Wanderungen. Bei einer Untersuchung in den Niederlanden ist sogar eine Wanderleistung von zwölf Kilometern gemessen worden – ein Tier für die Wahlkampf-Langstrecke. Merke: Merkel quälen, Laubfrosch wählen!

Apropos Merkel quälen: Was tun gegen die Teflon-Kanzlerin, an der nichts, aber auch gar nichts haften bleibt? Diese Frage treibt grüne Chefstrategen seit Monaten in den Wahnsinn. Nun, unter den heimischen Amphibien ist der Laubfrosch die einzige Art, die sehr gut klettern kann, weil er sogenannte Haftscheiben an Finger- und Zehenspitzen hat. Der Tausendsassa wurde auch schon in Baumkronen gesichtet, selbst Glasscheiben sind für ihn kein Problem.

Was das hilft gegen Merkel? Keine Ahnung. Aber interessant ist es trotzdem.

Corporate Identity: Der Laubfrosch passt zu den Grünen, die Grünen passen zum Laubfrosch. Das signalisiert das possierliche Kerlchen schon durch seine Hautfarbe. Diese kann der Frosch übrigens wechseln, er bringt also optische Flexibilität für Koalitionsverhandlungen mit Schwarzen oder Gelben mit.

Wobei es solche selbstverständlich nie geben wird. Allein deshalb nicht, weil der Frosch die Grünen über die 25-Prozent-Marke puscht.

Top-Ergänzung des Spitzenduos: Die Grünen sind mit ihrem Spitzenkandidaten-Duo grundsätzlich ja sehr zufrieden. Katrin Göring-Eckardt kann Soziales, Familie und Werte, Jürgen Trittin Finanzen, Krise und Europa. Frau und Mann, Ost und West, jünger und älter, Wärme und Strategie. Alles toll, so sieht ein breites Portfolio aus.

Nur: Wer verkörpert eigentlich Öko? Alles klar, Grüne?

■ Mehr interessante Frosch-Infos: www.feldherpetologie.de. Alle Frosch-Texte: www.taz.de, Suchwort „Laubfrosch“