INGO ARZT ÜBER BADEN-WÜRTTEMBERGS NEUEN MINISTERPRÄSIDENTEN MAPPUS
: Der nächste Roland Koch?

Klare Kante konservativ. Drei Worte, die Stefan Mappus gerne in den Mund nimmt, wenn er sich selbst beschreibt. Weil er über sein Bundesland hinaus bisher kaum in Erscheinung getreten ist, mögen manche den neuen CDU-Landesvater unterschätzen. Doch er könnte ein neuer Roland Koch werden.

Stefan Mappus will das Konservative wieder zum Markenzeichen der Union machen. Er versteht es im Sinne eines festen, einfachen Wertekanons als Bekenntnis zur Familie, zum „christlichen Menschenbild“ und zum Leistungsprinzip: wer morgens aufsteht, soll abends mehr in der Tasche haben, als der, der liegen bleibt. Das alles ist nicht neu, aber neu verpackt, in einer klaren, einfachen Sprache. Sicherlich würde er den Christopher Street Day heute nicht mehr als „abstoßend“ bezeichnen. Heute sagt er lieber, man solle seine Sexualität nicht auf Show-Wagen zelebrieren, das gelte auch für Heterosexuelle.

Mappus trifft einen Ton, der auch in der Mitte der Gesellschaft Anklang findet. Zur Gleichstellung von Frauen und zur Akzeptanz von Homosexualität herrscht bei vielen die Haltung vor: damit sind wir doch schon so weit gediehen, dass man jetzt endlich wieder richtig konservativ sein kann.

Im nächsten Jahr ist Landtagswahl in Baden-Württemberg. Mappus wird versuchen, sich in Abgrenzung zur Kanzlerin zu profilieren – allein schon, um nicht einer Abstimmung über die schwarz-gelbe Bundespolitik zum Opfer zu fallen. Dabei hat er sich für weitere Steuersenkungen 2011 ausgesprochen und sich in dieser Frage wesentlich zahmer als sein Vorgänger Oettinger gezeigt. Doch der gesellschaftspolitischen Modernisierung der Union wird er klare Grenzen aufzeigen. In Baden-Württemberg könnte er damit Erfolg haben. Eine schwarz-grüne Koalition im Ländle wird damit aber wesentlich schwerer werden.

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