Viel Geld lässt Uni-Leuchttürme strahlen

Vor allem die Universitäten im Süden punkten beim wissenschaftlichen Exzellenzranking. Das hat viel mit der Finanzausstattung zu tun – aber auch damit, wie man das Geld ausgibt. Der Osten dagegen brauche noch mehr Zeit, heißt es

Gewöhnlich stehen Leuchttürme ja im Norden, am Meer. Doch bei den frisch geschaffenen Bildungs-Leuchttürmen, wie gute und zukunftsweisende Unis neuerdings heißen, verhält es sich anders. Sieben der hellsten zehn stehen tief im Süden: vier in Baden-Württemberg und drei in Bayern – so das Ergebnis des am Freitag vorgestellten 1,9 Milliarden Euro schweren Förderrankings der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des deutschen Wissenschaftsrates.

Neben einzelnen Instituten im ganzen Land sollen vor allem diese zehn besten Unis in den nächsten fünf Jahren nochmals Extra-Millionen vom Bund und den Ländern erhalten, um international Strahlkraft zu verbreiten in der bisher vermeintlich mittelmäßig-homogenen deutschen Hochschullandschaft.

Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) wundert sich nicht, dass dabei vor allem süddeutsche Unis ausgewählt worden sind: „Wir haben nicht mit Gruppen-Universitäten und mit Mitbestimmung den ganzen Tag experimentiert, sondern wir haben uns auf Wissenschaft und Forschung konzentriert.“ Es habe sich ausgezahlt, dass Bayern beträchtliche Summen in seine Universitäten gesteckt habe – 1,77 Milliarden Euro waren es im vergangenen Jahr im Freistaat.

Auch Sabine Behrenbeck vom Wissenschaftsrat sieht im Geld eine Begründung für den Südstaatenerfolg: „Das Ergebnis hat etwas mit der Finanzausstattung zu tun“, sagte die Leiterin des Exzellenzrankings der taz. „Aber es hat auch damit zu tun, wie das Geld ausgegeben wird: Wie viele Freiheiten bieten die Gesetze den Hochschulen.“ Natürlich hätten die Ergebnisse auch etwas mit dem Steueraufkommen zu tun – „exzellente Hochschulen kosten schließlich Geld“.

Die Leuchtturm-Lücke im Osten sei aber nicht nur durch fehlendes Geld zu erklären: „Da braucht es auch noch Aufbauzeit. Stanford hat auch 20 Jahre benötigt, um ganz nach vorne zu kommen.“ Bemerkenswert ist für Behrenbeck vor allem der Südwesten: „In Baden-Württemberg hat jede Universität in einer der Förderlinien gepunktet. Dort gibt es ein hohes Niveau in der Breite.“

In Heidelberg etwa will ein Physik-Kolleg Studenten aus aller Welt zusammenbringen, in Tübingen etwa soll eine Graduiertenschule den Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Textentstehung erforschen, in Karlsruhe konnte die Materialforschung punkten, und in München arbeiten die Technische Universität (TU) und die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) bei vier Exzellenz-Clustern zusammen. Teilweise auch unter Beteiligung der örtlichen Fachhochschule und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen forschen die beiden Massen-Unis an der Bedeutung von Proteinen als Träger fundamentaler biologischer Mechanismen. Ein anderes übergreifendes Forschungscluster von TU und LMU will sich mit den Auswirkungen von „Innovationen auf den Wettbewerb zwischen den Rechts-, Steuer- und Wohlfahrtssystemen“ beschäftigen.

Und weil die Graduiertenkollegs und Exzellenzcluster so viel versprechend klingen, wurden die beiden Münchner auch in die dritte Förderlinie aufgenommen, die neben einzelnen Clustern der ganzen Uni Geld gibt für ihre zukunftsweisende Leuchtturm-Funktion.

Das Konzept der TU heißt „The Entrepreneurial University“, und die LMU möchte sich unter dem Motto „Working Brains – Networking Minds – Living Knowledge“ positionieren. Die Mittel dazu: Einführung von Headhunting, um aktiv herausragende Wissenschaftler nach München zu holen, qualitätssichernde Evaluationen und ein Center for Advanced Studies, in dem „ganz im Sinne der universitas“ der Dialog zwischen den Disziplinen gestärkt werden soll. MAX HÄGLER