Unter grüner Flagge

Wandelt sich die militante Hamas zu einer politischen Partei?

GAZA taz ■ Hamas zeigt Flagge in der grünen Farbe des Propheten. Überall im Gaza-Streifen macht die Islamistengruppe der bisher allein regierenden Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas ernsthaft mit ihren grünen Fahnen und Wimpeln Konkurrenz. Meinungsumfragen gehen davon aus, dass Hamas rund ein Drittel der Sitze im Parlament erringen wird.

Die große Frage ist, ob sich Hamas nun langfristig von einer militanten Organisation in eine politische Partei umwandelt. „In dem Moment, in dem Hamas sich an den Wahlen beteiligt hat, hat sie signalisiert, dass sie sich ins politische System integrieren will, und das bedeutet auch, das sie ihre eigene militante Politik überdenkt“, sagt der in Gaza lebende Wirtschaftsexperte Salah Abdel Schafi. Ismail Haniya, der Erste auf der Hamasliste in Gaza, hält gar eine langfristige Waffenruhe mit Israel für möglich, falls Israel die besetzten arabischen Gebiete im Westjordanland und in Jerusalem aufgibt. „Das ist de facto die Anerkennung Israels und der Zweistaatenlösung“, meint Abdel Schafi dazu.

„Der Westen hat bisher nichts unternommen, positiv auf Hamas Einfluss zu nehmen und die Chance zu nutzen, die der Wunsch von Hamas nach internationaler Anerkennung bietet“, kritisiert Muin Rabbani, der für das prominente Politikberatungsinstitut International Crisis Group die neue Hamas-Tendenz untersucht hat. Die Integration von Hamas sei ein gradueller Prozess ohne garantiertem Erfolg, heißt es in seinem Bericht. Aber: „Es gibt keine Alternative dazu“. KARIM EL-GAWHARY