SVENJA BERGT ÜBER DIE ZUKUNFT DER ELEKTROMOBILITÄT
: Zu bequem für Veränderung

Sie wird als Fortbewegung der Zukunft gehypt – doch die Elektromobilität ist derzeit ein einziges großes Aber. Aber die Reichweiten sind so niedrig und die Preise so hoch, sagen die Autofahrer. Und zu wenig Ladestationen gibt es auch. Aber die Entwicklung ist so teuer, sagt die Wirtschaft. Und zu wenig Kunden, wer soll denn für die paar Autos ein enges Netz an Ladestationen bauen. Nicht nur die Kunden, auch die Hersteller haben kein Interesse, sagt der Netzbetreiber Better Place, der jetzt aufgegeben hat. Und liegt damit gar nicht mal falsch. Der Kern des Problems: Weder die Kunden noch die Hersteller haben Lust auf Veränderung.

Industrie und Politik, die Millionen um Millionen in immer neue Pilotprojekte zur Erforschung, Förderung und Etablierung auf dem Markt pumpen, suggerieren genau das: Lieber Autofahrer, alles wird gut, du kannst deine vier Räder mit Motor behalten, nur eben mit Strom betankt statt mit Erdöl. Dabei wird, wer die Fortbewegung wirklich ökologischer machen will, nicht mit ein paar Elektroautos auskommen. Nein, auch nicht mit vielen Elektroautos. Denn die müssen, genau wie andere Autos auch, mit immensem Energieaufwand produziert werden und verbrauchen, genau wie andere Autos auch, Flächen durch breite Straßen und Parkplätze. Zudem ist der Strom, mit dem sie betankt werden, mitunter alles andere als grün. Und wo ist der ökologische Vorteil, ein Auto statt mit Erdöl mit Kohle- oder Atomstrom anzutreiben?

Klar, in einigen Bereichen mögen Elektroautos Sinn ergeben. Etwa da, wo ein Auto wirklich nicht vermeidbar ist, oder bei Carsharing-Angeboten, die das Privatauto ersetzen. Doch für die Masse der Autofahrer – und der Politiker – gilt: Sie müssen umdenken. Hin zu einer anderen Mobilität. Einer, in der private Autos, egal welchen Antriebs, keine Rolle mehr spielen.

Wirtschaft + Umwelt SEITE 8