Das Problem mit dem Pop

Eins zumindest eint The Major Pins und The/Das: Beide Bands machen Pop. Das Problem ist: „Pop“ ist heutzutage zu einem Begriff verkommen, der alles bedeuten kann. Und damit in letzter Konsequenz: nichts. Aber tatsächlich ist es schwer, die Musik dieser beiden Berliner Formationen in anderen, vermeintlich exakteren Schubladen zu fassen.

Bei The/Das liegt das vor allem daran, dass sie mit den fünf Songs ihrer EP „Speak Your Mind Speak“ eintauchen in eine Zeit in den späten 80ern, als das Wörtchen „Pop“ nicht nur einen kommerziellen Status beschrieb, sondern tatsächlich noch als musikalische Kategorie taugte. Als nach Punk und New Wave plötzlich wieder Eleganz und Schönheit gefragt waren, aber nicht alle die politischen Inhalte aufgeben wollten. Als Scritti Politti, Prefab Sprout oder später Zoot Woman grandioser – ja, ähem – Pop gelang. Das zweiköpfige Nebenprojekt der erfolgreichen Elektropop-Band Bodi Bill findet ebenso zeitlose Melodien für schnieke Vintage-Synthesizer, adaptiert aber vor allem die pulsierenden Rhythmen und die schicke Kühle jener Vorbilder aus den Eighties. Fabian Fenk und Anton K. Feist belassen es aber nicht bei der bloßen Kopie: Geschickt platzieren sie auch Versatzstücke aus Industrial oder Dubstep in ihre liebevoll konstruierten und detailreich produzierten Tracks. So modernisieren sie behutsam, was damals – jaja – Pop war. Und heute ruhig wieder so heißen sollen dürfte.

Gleiches gilt auch für das, was The Major Pins auf „Roundabout“ veranstalten. Auf seinem Debütalbum klingt das deutsch-amerikanisch-englische Trio zunächst zwar vergleichsweise konventionell, schon wegen der Instrumentierung: Sängerin und Songschreiberin Katharina Garden spielt Klavier, Paul B. Keeves einen E-Bass, und Henry Grant sitzt am Schlagzeug. Das muss reichen, aber das reicht auch, um einen warmen, auf den guten Song und die große Melodie setzenden – ja, schon wieder – Pop zu spielen, der ganz souverän die Spannung hält zwischen Leichtigkeit und Pathos, zwischen Sommerluft und Rotweinschwere. Dieser – ja, es nervt langsam – Pop hat zwar ein gutes Gespür dafür, woher er stammt, nämlich aus den goldenen Sixties, aber ihm ist herzlich scheißegal, ob das jemand altmodisch findet. Und das, diese selbstzufriedene Überzeugung, dass eine berauschende Melodie genügt, um den nächsten Tag zu retten, das macht ihn wohl aus, den – jetzt ist aber Schluss – Pop.

THOMAS WINKLER

■ The/Das: „Speak Your Mind Speak“ (Sinnbus/ Roughtrade), live am 30. 5. im Prince Charles ■ The Major Pins: „Roundabout“ (Monkey Records/digital only)