DaimlerChrysler spart sich reich

Der Autobauer streicht weltweit 6.000 Stellen in seiner Verwaltung. Doppelstrukturen sollen verschwinden. Kündigungen soll es in Deutschland aber nicht geben. Ziel des Abbaus: Der Gewinn soll auf über neun Milliarden Euro steigen. Die Börse freut sich

VON TARIK AHMIA

DaimlerChrysler will in den nächsten drei Jahren weltweit jede fünfte Verwaltungsstelle streichen. Damit sollen Doppelkapazitäten zwischen Daimler und Chrysler abgebaut und so jährlich netto 1 Milliarde Euro eingespart werden, teilte Daimler gestern mit. Der Kurs der DaimlerChrysler Aktie legte daraufhin um fast 5 Prozent zu. Deutsche Arbeitsplätze bei DaimlerChrysler dürften aber erst mal von Kündigungen verschont bleiben, denn diese schließt eine Betriebsvereinbarung bis 2012 aus.

Stattdessen sollen Mitarbeiter mit Hilfe von Abfindungen davon überzeugt werden, „freiwillig“ zu gehen. Die Kosten dafür schätzt Konzernchef Dieter Zetsche auf 2 Milliarden Euro. Personalabbau über Abfindungen – das Modell hat bei DaimlerChrysler schon im vergangenen Jahr gut funktioniert: Bis Ende des Jahres hatten bereits 5.000 Mitarbeiter der Mercedes Car Group ihren Job für eine Abfindung aufgegeben. Weitere 3.500 sollen bis März gehen. Insgesamt beschäftigt DaimlerChrysler 94.000 Mitarbeiter in Deutschland.

Diesmal sollen auch leitende Angestellte gehen, jede dritte zu streichende Stelle soll im Management wegfallen. In Deutschland dürfte davon vor allem die Zentrale in Stuttgart betroffen sein. Dort könnte es bis zu 2.000 Mitarbeiter treffen, fürchtet der dortige Betriebsratschef Jörg Spies. Auch die Anzahl der Vorstandsmitglieder von DaimlerChrysler wird von 12 auf 9 reduziert.

Erich Klemm, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats bei DaimlerChrysler, kritisierte die neuerliche Stellenstreichung: „Personalabbau wird für den Vorstand offenbar zum zentralen Mittel der Effizienzsteigerung im Unternehmen.“

Und mit dieser Einschätzung dürfte Klemm Recht haben. Denn der Vorstand hat den Finanzmärkten eine Rendite von 7 Prozent und über 9 Milliarden Euro Gewinn für dieses Jahr versprochen. Mit Absatzsteigerung allein ist das nicht zu schaffen. Zudem werden durch den technischen Fortschritt immer weniger Mitarbeiter in der Produktion benötigt.

Konzernchef Zetsche ließ schon in der Vergangenheit durchblicken, er wolle bis zu 16.000 DaimlerChrysler-Mitarbeiter loswerden. In einem offenen Brief an die Belegschaft schrieb er jüngst, dass noch „ein langer und harter Weg vor uns liegt“.